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der Schneiderkunst so genau verwebt und unzertrennlich von ihr ist. Man kann auch bey übrigens seelenlosen Künsten und Gewerben nichts von dieser ekeln Langenweile fühlen, wenn nur bey diesen Künsten und Gewerben selbst der Körper, durch die mechanischen Operationen derselben, in hinlängliche Bewegung und Activität gesetzt wird; als z. B. bey den Handwerkern der Schmide, der Schlosser, der Nagler, der Kupferschmide etc. So wie diese und ähnliche Künste einen stets freyen Umlauf des Bluts erhalten, für die Gesundheit des Leibes und der Seele sorgen, und durch eine gewisse Ermüdung des Körpers die Lust zum Grübeln und Hirngespinnsten vertreiben; so schwächt auch das Mechanische ihrer Kunstgriffe das Gefühl der Langenweile: denn ein jeder neuer Schlag ist beynahe neues Leben. Aber nichts von allen dem ist beym Schneiderhandwerk. Man berechne nur doch, – das Kleiderzuschneiden abgerechnet, doch auch dieses geschiehet immer nur nach einer und derselben Form; und hat die Mode auch Veränderungen erfunden, so liegt das neue Muster schon sichtbar vor dem Auge des Schneiders, und der Schneiders-Seele ist wieder nichts überlassen, als die treue Copie; – –

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Anonym: Beytrag zur Geschichte der Schwärmerey in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 535. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beytrag_zur_Geschichte_der_Schw%C3%A4rmerey.pdf/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)