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gothischem Getäfel und Decke von Eichenholz. Auf der Südwand ist in der Höhe eine große Steintafel, die den Erbauer nennt:

Noch Christes geburt druzehen hundert jor und in dem sehsundfunfzigesten jor hot diz steinhus gebuwet her rudeger von bechelingen genant der rezze korherre zu dem nuwen munster zu wirzeburg des diszv woppen sint und siner altvordern. amen. Darüber ist das Wappen derer von Bächlingen, zwei Balken im Schild und als Helmzier der Naizenkopf, in prächiiger Arbeit. An der Stelle dieses Steinhauses stand 1340 ein großes Haus und ein Zwinger und im Vorhof ein Ziegelhaus, die jetzt sämmlich verschwunden sind, W. F. 4, 204. Auf der Südseite des Steinhauses im Garten ist ein alter Grabstein, der früher in der Kirche zu Künzelsau stand, angebracht. Er trägt die Inschrift: Anno 1569 25. Nov. St. Katerinentag ist der edel und ernfest Simma (Simon) von Steten in Christo seligt verschiten. derro sel Got gnedig und barmherzig sein woll. amen. mit dem Stettenschen Wappen, daneben ein mitten eingebauchter Schild mit 2 Balken, darunter der schreitende Wolf und das Wappen von Hettersdorf. Ein Stein mit der Inschrift: Anno Domini 1541 an einem Backofen nebenan gehörte sicher zu diesem Bau.

Mit Wasser ist der Ort genügend versehen. Es sind ein laufender und 4 Pump- und 1 Ziehbrunnen und 2 Schöpfbrunnen vorhanden. Den Verkehr vermitteln die Straßen nach Langenburg und Mulfingen im Jagstthal und die neugebaute Steige nach Nitzenhausen-Künzelsau. Über die Jagst führt eine 1804 weggeschwemmte, 1866 neu aus Stein solid gebaute Brücke, welche die Gemeinde zu unterhalten hat.

Die Einwohner, ein stämmiges Geschlecht, zeichnen sich durch Fleiß und Arbeitsamkeit, wie durch strengeres Festhalten an den alten Sitten und Gebräuchen aus. Hier findet sich noch die weiße „Drahthaube“ und der „Butzen“, der in die Jagst geworfen wird am Sonntag Oculi. Getanzt wird bei jeder solennen Hochzeit zur Harmonika.

Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht. Der Vermögensstand ist gegenüber den Orten auf der Höhe etwas geringer, der Mittelstand vorherrschend. Der Vermöglichste besitzt 80 Morgen, der Mittelmann 40 Morgen, die Ärmeren 1–2 Morgen.

An Gewerben sind besonders Maurer und Zimmerleute vertreten, welche auch nach Außen arbeiten. Die Wasserkraft

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_441.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)