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der Buchenbach, Speltbach und Heimhäuser Bach. Die drei anderen Parzellen der Gesammtgemeinde liegen sämmtlich auf der Höhe des linken Jagstufers. Die Häuser der Thalorte sind größtentheils bescheidener als in den stattlichen Höfen und Weilern auf der Höhe. Nur die Vorstadt von Bodenhof, der ehemalige Rosenhof, hat weniger ansehnliche Häuser. Die Häuser sind meist weiß getüncht und durchaus mit Ziegeldächern versehen. Der Hauptort hat eine schöne, breite, chaussirte Hauptstraße, die sich durch das Dorf zur Höhe zieht.

Die Kirche, Maria, Dionysius, Albanus, Erasmus, Barbara, Dorothea und Maria Magdalena und allen Heiligen geweiht, W. F. 5, 107, steht hoch über dem Dorf auf einem Bergvorsprung. Die Rundbogenformen im Chor und am Triumphbogen, ein Rundbogenfenster im Chor, die unregelmäßige Anordnung der Fenster des Schiffes zeugen von dem hohen Alter der Kirche, deren ursprünglich romanischer Charakter aber nur in dem Chor im Unterstock des Thurmes sich erhalten hat. Der Altar steht unterhalb des Triumphbogens. Das Schiff der Kirche ist freundlich renovirt. In der Kirche befinden sich mehrere Grabdenkmale der Herren von Stetten, nemlich das Sigmund Heinrichs von Stetten, baden-durlachschen Oberkammerjunkers und Generalmajors des schwäb. Kreises, geb. 11. Sept. 1685, † 10. Sept. 1760 und seiner Gemahlin Maria Kath. v. Stetten, geb. 15. Jan. 1702, † 14. Febr. 1765, und Wolfgang Friedrichs v. Stetten-Bodenhof, geb. 1672 20. Jan., † 11. Sept. 1733, und Albertina Ludovica geb. v. Mörlau, geb. 4. Dez. 1667, † 22. Nov. 1746. Außer dem Hochaltar besaß die Kirche früher 2 Seitenaltäre, welche 30. Sept. 1413 von dem würzburger Weihbischof Nikolaus v. Senostopolis geweiht und mit 40tägigem Ablaß begabt waren, W. F. 5, 106. Ebenso stand in der Sakristei ein theilweise noch erhaltener Altar, der 1483 12. April von Weihbischof Gregor v. Nikopolis den 14 Nothhelfern geweiht wurde und 40 Tage Ablaß hatte, W. F. 5, 106. Da die Kirche an ihrer Ausstattung und ihrem Bau 1490 Noth litt und keine Mittel besaß, verlieh ihr Bischof Rudolf noch einen Ablaß von 40 Tagen ab injunctis penitentiis 1490. Conv. Pauli, W. F. 5. 106.

Auf dem theilweise mit Brettern verschalten Thurm, der eine ziegelbedachte, etwas platte Spitze hat, hängen 3 Glocken. Die größte hat die Inschrift: Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden etc. Umgegossen von J. G. König in Langenburg anno 1876.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_439.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)