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Unterhalb des Schloßthores gegenüber der Kirche links am Burgweg standen neben einander das alte, 1851 verlassene evangelische Pfarrhaus, jetzt Privateigenthum, und das Amthaus, jetzt Conditorei. Das evangelische Schulhaus, das im vorigen Jahrhundert (1754?) erbaut und 1838 um einen zweiten Stock vergrößert wurde, steht in der nordwestlichen Ecke des alten Kirchhofs und enthält im untern Stock die freundliche Wohnung des Lehrers, im obern das Schullokal. Mit der Schule ist eine Industrieschule verbunden. Neben der evangelischen und katholischen Schule (im Schloß s. oben) besteht eine israelitische Konfessionsschule, welche um 1825 als Privatanstalt errichtet, 1834 zu einer öffentlichen Schule umgewandelt wurde. Das beschränkte Schullokal befindet sich im Rabbinatsgebäude.

Die schon oben erwähnte katholische Kirche ist dem heil. Sebastian geweiht. Sie ist sehr freundlich ausgestattet, enthält einen schönen gothischen Hochaltar und 12 hübsche moderne Stationen. Seit ihrer Erweiterung im Jahr 1847 erstreckt sie sich durch die ganze Tiefe des westlichen Schloßflügels. Unmittelbar an die Kirche schließt sich die Wohnung des evangelischen Geistlichen an, welche hinreichend geräumig und freundlich ist.

Die Wohnung des katholischen Pfarrers im südlichen Flügel war früher die Wohnung des herrschaftlichen Rentbeamten und wurde 1828 dem katholischen Pfarrer eingeräumt. Auf dem Thurm zwischen beiden Flügeln hängen 3 Glocken, welche der katholischen Kirchengemeinde gehören.

Das Gotteshaus der Israeliten befindet sich im untern Theil des Ortes und soll im Jahr 5493, also 1733 erbaut worden sein. Die Wohnung des Rabbinen, ein bescheidenes Haus, steht im nordwestlichen Theil des Ortes in einer Seitengasse.

Jede der drei in Braunsbach vertretenen Kultusgemeinden besitzt wie ihr eigenes Gotteshaus, Geistlichen und Lehrer, so auch ihren eigenen Gottesacker; der 1607 angelegte Gottesacker der Evangelischen befindet sich vor dem Döttinger Thor. Das Kruzifix ist gestiftet von Alex. v. Reizenstein, dessen Vater Major Fr. Fr. Aug. v. Reizenstein ( † 10. Sept. 1857) hier begraben ward. Gerade gegenüber liegt der 1740 angelegte Gottesacker der Katholiken. Auf demselben ist das Grabdenkmal des Barons Steph. Perényi de Nagy Szölöss, gefallen 6. Juli 1743 bei Übrigshausen gegen die Franzosen unter Broglie. Die Israeliten haben ihren Gottesacker seit dem vorigen Jahrhundert auf dem Schalberg nordöstlich von Braunsbach.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_427.jpg&oldid=- (Version vom 30.10.2020)