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Entsprechend der im Kocher- und Jagstthal maßgebenden Regel für Ortslagen liegt Bieringen an der Mündung des Erlenbachs in die Jagst auf dem rechten Jagstufer. Der größere Theil des Dorfes zieht sich in einer langen doppelten Häuserreihe der Jagst entlang und dann in das Erlenbachthal hinein. Ein kleinerer Theil des Ortes mit Kirche und Pfarrhaus liegt auf dem linken Ufer des Erlenbachs.

Das Dorf ist regelmäßig gebaut, der südwestliche Theil am Eingang des Dorfes von Schönthal her liegt sehr tief und ist dem Hochwasser ausgesetzt. Die Häuser sind größtentheils von mäßiger Größe und nahe zusammen, aber gut gebaut und freundlich getüncht.

Am südöstlichen Ende des Dorfes gegen Westernhausen steht die Kirche, dem heil. Kilian geweiht, umgeben vom Gottesacker. Sie wurde 1722 vom Kloster Schönthal neuerbaut und den 20. Nov. 1723 von Abt Benedikt geweiht. Die frühere Kirche war nicht geostet, sondern von Nord nach Süd gerichtet. Der Thurm, welcher von der alten Kirche stehen blieb, befindet sich jetzt auf der Westseite und bildet den Haupteingang in die Kirche. Der Chor und das Schiff der Kirche sind im Spätrenaissancestil gebaut, sehr freundlich und farbenprächtig, nur fast etwas überladen ausgestattet, was übrigens dem Barockstil entspricht. Im Chor befinden sich 2 prächtige neuere Glasgemälde, Maria und Kilian darstellend. Über dem Kirchenportal steht die Jahreszahl 1782.

Auf dem in einen Helm achtseitig abschließenden Thurm hängen 4 Glocken mit folgenden Inschriften:

Auf der großen Glocke: Maria immaculata, ad quam confugimus, ora pro nobis, cunctas haereses depelle. Gegossen von Fr. Klaus und Söhnen in Heidingsfeld für Bieringen 1869;

auf der mittleren: In honorem Dei et beatae Mariae virginis nec non S. Kiliani et sociorum 1663;

auf der dritten mit dem Bild Papst Pius IX.: Crux de cruce per crucem tuam libera nos a fulgure et tempestate, ab hoste, fame et bello. Gegossen von Fr. Klaus in Heidingsfeld 1869.

Die vierte Glocke ist auch 1869 von demselben Gießer hergestellt.

Zwischen der Kirche und der nahen Jagst steht das prächtige Pfarrhaus, umgeben von seinem schönen Garten und dem ehemaligen aufgemauerten, 10′ tiefen, jetzt noch theilweise erhaltenen

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_409.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)