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In die urkundlich gesicherte Geschichte tritt das Geschlecht mit Engelhard von Berlichingen 1212. Doch hat die Familientradition, welche schon 1484 bestand, (s. Geschichte Götz v. Berlichingen v. Gr. Friedrich v. Berlichingen. Leipzig 1861. S. 653) und wornach die Herren von Berlichingen schon zur Zeit der Gründung des Klosters Schönthal geblüht haben, nichts gegen sich. Immerhin möglich ist, daß die Burg Berlichingen schon um 1050 gebaut gewesen sei. l. c. S. 554. Dagegen ist in hohem Grad unwahrscheinlich, daß Wolfram von Bebenburg, der Stifter des Klosters Schönthal, der Sohn einer Dame von Berlichingen gewesen, der mit dem mütterlichen Erbe das Kloster Schönthal ausgestattet habe. ib. S. 554. Das Haus, zu dem ohne Zweifel die Herren von Marlach und Eicholzheim gehörten, ohne daß der gen. Zusammenhang sich erweisen ließe, W. F. 5, 30, und von welchem sich im 15. Jahrhundert eine Dörzbach-Laibacher (s. Dörzbach und Laibach) und Schrotsberger Linie abgezweigt hatte, trieb im 16. Jahrhundert zwei kräftige Zweige in Bayern, nemlich den Heidingsfelder Zweig (ausgestorben 1620) und den Geltolfinger Zweig (in Altbayern ausgestorben 1776). Die beiden Hauptlinien des Hauses sind heute noch die Jagsthäuser und die Rossacher Linie. Jene zerfiel in das innere (noch bestehende) Haus und das äußere Haus (Nebenlinien rothe Schloßlinie, ausgestorben 1818, und neue Schloßlinie, ausgestorben 1832, und Merchinger Linie, ausgestorben 1800). Die Rossacher Linie hat zum Stammvater den Mann, dessen Namen Goethes unsterbliches Drama einen durch die ganze gebildete Welt gehenden Ruhm verliehen, den Ritter Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, für dessen Lebensgeschichte auf die OA.Beschr. Neckarsulm S. 444 verwiesen werden muß. Die Rossacher Linie theilte sich in die Hornberger, Illesheimer (ältere erloschen 1631, jüngere erloschen 1805) die Neuenstetter (ältere erloschen 1588, jüngere 1781) Rechenberger (erloschen 1687) und U. Eicholzheimer (erloschen 1769) Zweige. Am 7. Januar 1815 erhob König Friedrich von Württemberg den Freiherrn Jos. Friedrich Anton von B. in Anerkennung der von ihm und seinen Vorfahren geleisteten Dienste in den Grafenstand mit der Bestimmung, daß diese Würde jedesmal auf den Senior der Familie übergehe. Über ihn s. OA.Beschr. Neckarsulm S. 445. Das Wappen der Herren v. B. zeigt ein silbernes Rad mit fünf Speichen. Auf dem Schild ruht ein vorwärts gestellter Helm mit goldener Krone und goldenem Halsschmuck. Auf dem Helm sitzt ein rechts schauender Wolf, der zwischen den Zähnen ein Lamm hält, beide von Silber. Am 14. Juli 1488 erlaubte Kaiser Friedrich Kilian von Berlichingen und seinen Vettern, die silberne Krone in eine goldene zu verwandeln, was Maximilian I. 25. Aug. 1489 bestätigte. Unter letzterem Datum erhielt das Haus auch das Recht, mit rothem Wachs zu siegeln. W. F. 4, 365.

Ihre Grablege hatten die Herren von B. seit alten Zeiten im Kloster Schönthal, welches auch nach der Reformation weitherzig genug war, die evangelisch gewordenen Herren von B. nicht als haeretici formales zu behandeln, und so erhielt z. B. Götz v. B., der schon vor dem Bauernkrieg einen evangelischen Pfarrer in Neckarzimmern, Jörg Ammerbacher, angestellt (Nürnb. Kreisarch.) sowie ein Religionsgespräch veranstaltet hatte, noch in Schönthal sein Grab, s. Schönthal.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_393.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)