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dem ursprünglichen Sitz der Edelherren von Aschhausen besteht nur noch ein Theil des 4eckigen alten Bergfrieds mit 5 Stockwerken, von dem noch ein Stück von 80′ Höhe mit moderner Kappe erhalten ist. Ursprünglich war er nur in der Höhe von 30′ zugänglich, 1568 wurde eine Thüre hineingebrochen. Das nach der Zerstörung 1523 wieder aufgebaute Schloß liegt etwas niederer. Über dem Eingang zum alten Schloßkeller findet sich die Jahreszahl 1537. Das jetzige Schloß wurde von Abt Angelus von Schönthal im Renaissancestil erbaut und dabei die Reste der im 16. Jahrhundert erbauten Burg, welche 20′ tiefer als die alte lag, mit benützt, so der alte Thurm mit dem Burgverließ und wohl auch der Keller. Abt Angelus richtete zugleich eine Kirche im Schloße ein für den Gottesdienst der Gemeinde Aschhausen, welche 1748 am 4. Nov. von Weihbischof v. Gebsattel geweiht wurde, nachdem die Gemeinde sich bisher im Winter mit der am 6. Nov. 1696 geweihten Nikolauskapelle (Kirchenbuch v. Aschhausen) hatte begnügen müssen.

Hinter dem gutunterhaltenen Schloß, das eine Sammlung von Alterthümern und Münzen aus der Gegend enthält, befindet sich das Pächterhaus mit seinen Ökonomiegebäuden.

Unter dem Schloß im Erlenbachthal ist ein kleines Waldhäuschen Hippolyten-Ruhe, dem Andenken der Gräfin Hippolyta v. Zeppelin geweiht, ein liebliches Plätzchen in stiller Waldeinsamkeit.

Mit gutem Trinkwasser ist Schloß und Dorf wohl versehen. Ins Schloß wird das Wasser in irdenen Deicheln geleitet. Das Dorf hat 2 Pumpbrunnen. Im Schloß befindet sich eine Wette und beim Waldhäuschen ein Weiher, der abgelassen werden kann. Der kleine Erlenbach tritt beim Schneegang zuweilen aus und verursacht wenig Schaden.

Dem Verkehre dienen die Straßen nach Bieringen, Ober-Kessach und Osterburken.

Eine Eigenthümlichkeit ist der Reichthum an Erdfällen auf der Markung, davon 2 trichterförmige im Lochacker, einer im Plattenwald und einer im Sauerthal.

Die Einwohner sind fleißig und sparsam und kirchlich, körperlich gesund und von ziemlicher Lebenskraft. Zwei Einwohner sind über 80 Jahre alt.

Der Vermögensstand der Einwohner ist ein mittlerer. Die Haupterwerbe sind Landwirthschaft und Viehzucht. Der größte Grundbesitzer ist Graf v. Zeppelin mit 560 Morgen. Der

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_358.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)