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Künzelsauer wurden hart bestraft und verloren viele ihrer Freiheiten. Auch die Bruderschaften wurden verboten W. F. 1848, 52. Aber der religiöse Trieb schlug nun mehr Seitenwege ein. 1530 und die folgenden Jahre regt sich die Wiedertäuferei in K. und Umgegend († Mayer, Dek., Collect.). Der Hofbauer zu Etzlinsweiler, Parzelle von Künzelsau, hieng den Wiedertäufern an und wurde ihm deswegen das Lehen vom Grafen von Hohenlohe entzogen (Wib. I, 749).

Ob Komburg den Pfarrer Jörg Birmann 1532 wegen reformatorischer Neigungen absetzen wollte, ist nicht sicher, doch scheint die Fürbitte der Gemeinde und der Ganerben darauf hinzuweisen (Staatsarch.). Für die geistlichen Pfründen war es schwer, katholische Priester zu finden. Die Liebfrauenpfründe war 1535 unbesetzt. Die Marien-Magdalenenpfründe versah der Pfarrer von Belsenberg seit 1533 von Belsenberg aus.

Entschieden reformatorisch war Pfarrer Konrad Kling, der wahrscheinliche Nachfolger des 1534 verstorbenen Birmann, der 1539 urkundlich genannt wird. Schon 1542 wurde man in Würzburg, wo man doch damals sehr milde gegen die Reformation vorgieng, auf Kling aufmerksam, er wurde mehrmals vor den bischöflichen Fiskal gefordert, erschien aber nicht; darauf verlangte Bischof Konrad vom Stift Komburg, es soll den Pfarrer Kling, der sehr ungeschickt und „einer christlichen Kirchenordnung und Satzung zuwider“ sei, abschaffen und einen andern einsetzen, welcher der althergebrachten Ordnung und Satzung gerecht und gehorsam sei, 1542 Montag nach Trinitatis (Staatsarch.). Komburg aber that keinen Zug, Kling blieb im Amt, 1543 versah er die Pfarrei ganz allein, nur ein Herr Kilian (Liebler?) unterstützte ihn, für welchen er wiederholt um die St. Annapfründe bat. Vielleicht gab es eigentlich keine St. Annapfründe, sondern war die Kenntnis der Verhältnisse durch die Reformation so verwischt, daß man die Namen der Pfründen nicht mehr sicher kannte cfr. Ailringen. Doch bekam sie Georg Büschler, der aber erst noch studiren mußte. 1548 klagten die Künzelsauer, daß der Komburgische Schultheiß Math. Büschler die Pfründe habe, aber sie nicht verwalte. Als das Jahr 1548 das Interim brachte, hatte Kling, der bisher mehrere Jahre evangelisch gelehrt, dem Druck des Dechanten zu Komburg und den Bitten der Gemeinde, welche ihn gerne behalten wollte, nachgegeben und versprochen, das Interim zu halten. Als es aber zur Ausführung kommen sollte, ließ ihm sein Gewissen das nicht zu; er verließ das Dorf und gab die Pfarrei auf. Flehentlich bat die Gemeinde, ihr in den damaligen Sterbensläuften einen Pfarrer zu schicken. Komburg gab lange keine Antwort, endlich sandte es einen Priester Bernhardt Tummelhardt, über den aber die K. klagten, er zeige sich in Lehre, Leben und Wesen schlecht. Tummelhardt seinerseits klagte, daß die K. eigensinnig seien und alles nach ihrem Sinn haben wollen, das Abendmahl sub utraque begehren, auch für die Kranken, das Weihwasser

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_306.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)