Nach seinem kinderlosen Tode entstand ein langwieriger Streit um das Erbe. Friedrich Ludwig, Fürst von Hohenlohe-Ingelfingen, nahm unter dem Widerspruch der Linien Langenburg und Kirchberg Besitz von K. Die Kommissarien und Soldaten jener beiden Linien wurden vertrieben und ein Ingelfinger Landsturm organisirt. Am 14. April 1810 vertrugen sich die 3 Linien dahin, daß das Amt Weikersheim und Hollenbach nebst Künzelsau an Hohenlohe-Kirchberg und Langenburg kam, welche 1831 sich dahin verständigten, daß Kirchberg Künzelsau allein bekam. Nach dem Aussterben der Linie Kirchberg 1861 fiel Künzelsau wirklich an die Linie Ingelfingen, nunmehr Öhringen genannt. Nachdem durch die Rheinbundsakte vom 15. Juli 1806 das Fürstenthum Hohenlohe unter die Souveränität der Krone Württemberg gekommen war, wurde 1807 das hohenlohische Justizamt K. aufgehoben und an der Stelle des hohenlohischen das württembergische Recht eingeführt.
1831 wurde ein hohenlohe-kirchbergisches Bezirksamt für Polizei- und Verwaltungssachen in K. errichtet, aber 1848 wieder aufgehoben.
Aus der oben gegebenen Geschichte der einzelnen Ganerben ergibt sich von selbst die außerordentliche Zersplitterung des Besitzes, der sich um die Mitte des 17. Jahrhunderts folgendermaßen gestaltete (Bauer Coll.):
Häuser | Scheunen | Güter | Anlagen fl. |
Lehen- tragende Personen | |
Mainz | 161/2 | 21/2 | 13 Mrg. | 847 | 72 |
Würzburg | 161/4 | 3 (u. 1 Kelter) | 15 „ | 976 | 81 |
Hohenlohe | 75 | 61/2 (3 Mühl.) | 1763/4 „ | 6900 | 245 |
Stetten | 611/2 | 2 | 581/4 „ | 3342 | 181 |
Comburg (von der Pfarrei) | 171/2 | 1 | 671/3 „ | 1825 | 114 |
Der Heilige | 1/4 | 9– | 114 | „2633 | 168 |
Die Gemeinde | 101/2 | 1 Walkm. | 503/4 „ | 532 | 110 |
Schönthal | – | – | 3/4 „ | 3– | 12 |
Die Schusterbrüderschaft des h. Crispinus |
– | – | 3/4 „ | 128 | 6 |
Pfarrei Stetten | – | – | 42 R. | 15 | 1 |
Heilige zu Amrichshausen | – | – | 129 R. | 2 | 1 |
Schule zu Niedernhall | – | – | 2 R. | – | – |
frei eigen | – | – | 1/3 M. | 25– | 47 |
2061/2 | 15 | 527 Mrg. ohne den Wald. |
17.100 | 1038 |
Die Ganerbenherrschaft erzeugte eigenthümliche Rechtsverhältnisse und wirkte auf die Entwicklung der Gemeindeverfassung von K. in sofern nicht ungünstig ein, als dieselbe eine reichere Gestaltung bekam und einer fast reichsstädtischen Verfassung nahe kam.
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_289.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)