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4. Das große Schulhaus auf dem ehmaligen Kirchhof bei der Stadtkirche, erbaut 1827, enthält 3 Schullokale für die Volksschule, einen Zeichensaal, 2 Lehrzimmer für die Realschule und eine Lehrerwohnung. An der Volksschule unterrichten zwei ständige Lehrer und eine Lehrerin, zugleich Arbeitslehrerin, an der Realschule zwei Lehrer.

Die ehmaligen beiden öffentlichen Waschhäuser, auf welche die Bürgerschaft angewiesen war, weil das Waschen in den Privathäusern seit 1686 verboten wurde, standen eins beim obern Thor, wo auch das Hirtenhaus war, und eines bei der Schloßmühle. Letzteres wurde 1852 verkauft, 1855 abgebrochen. Im ersteren befindet sich jetzt eine öffentliche Branntweinbrennerei.

5. Das Armenhaus, früher jenseits des Kochers, 1862 wegen des Straßenbaus nach Ingelfingen abgebrochen, seit 1862 in der alten Gasse südöstlich der Stadt neu erbaut.

6. Ein Krankenhaus für Dienstboten und Gewerbegehilfen am südlichen Ende der Stadt außerhalb des obern Thors, 1849 gegründet.

7. Städtische Gefängnisse theils im Rathhaus theils im Morsbacher Thorthurm.

Dem Staat gehören 1. das Schloß, ursprünglich Sitz der Edelherren v. Künzelsau und später eines Haller Geschlechts, das sich von Künzelsau nannte. Neben dieses Haus bauten wahrscheinlich ritterliche Herrn, welche die Barten im Wappen führten, ein kleineres Haus, genannt die Bartenau. Zeitschr. f. W. F. 6, 115. Nach dem Aussterben der Herrn von Künzelsau fiel auch das größere Haus wahrscheinlich an die Herrn von Bartenau und hieß nun der ganze Komplex die Burg Bartenau. Im 15. Jahrhundert war die Burg Bartenau in den Händen der Herrn von Stetten. 1514 verkaufte Kilian von Stetten seinen Theil am Schloß an Graf Albrecht von Hohenlohe, während ein Sechstel Gabriel von Stetten verblieb. Im 16. Jahrhundert hatte auch die Stadt Hall einen Theil das später sogenannte hällische Haus erworben. Bei dem großen Brand 1519 litt auch die Burg, der Theil Gabriels von Stetten brannte ab. Deshalb verkaufte auch sein Sohn Zürch 1523 die Zarge an Hohenlohe. 1531 und 1532 suchte Hall bei Hohenlohe um Öffnung der Burg nach, um ihren Theil derselben, der innerhalb der Ringmauer gegen Osten stand, wo später die Rentamtskanzlei war, wieder in baulichen Zustand zu setzen, verkaufte aber diesen Theil an Hohenlohe im Jahr 1598.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_270.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)