Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 269.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Die kleine Glocke, wohl aus derselben Zeit, trägt die Inschrift: Gloria in excelsis deo et in terra pax, hominibus bo. (weiter reichte der Raum nicht).

Die Unterhaltungspflicht der Kirche hat die Stiftungspflege Künzelsau bis zum Kranz, von da die Gemeinde. Die Kirche hatte vor der Reformation viele Altäre z. B. St. Nicolai, St. Catharinae und Margaretae, St. Mariae Magdalenae, St. Mariae Virginis, St. Annae.

2. Die Friedhofkapelle, unweit der Stadt nach Süden gelegen, wurde im Jahr 1575 erbaut, bietet in ihrem Bau nichts Bemerkenswerthes. Auf dem Langhaus erhebt sich ein kleiner Dachreiter mit einer Glocke, welche die Inschrift trägt: ave maria . gracia plena . dominus tecum . benedicta . M . CCCCIII. Sie gehörte ursprünglich der Wolfgangskapelle. Der Gottesacker wurde 1564 angelegt, 1837 und 1864 vergrößert.

Eine Orgel besitzt die Kapelle nicht, zum Predigen ist sie gut geeignet. Sie wird bei Leichenbegängnissen gebraucht.

Eine weitere Kapelle, dem heiligen Wolfgang geweiht, stand jenseits des Kochers hart an der Straße. Sie scheint kurz vor 1500 gebaut zu sein, wenigstens erscheint sie in den Urkunden nicht früher. 1500 erhielt sie von 23 Kardinälen einen Ablaßbrief. Der Sage nach soll sie schon im 5. Jahrhundert von einem Schäfer, der seine ganze Heerde verkaufte, um mit dem Erlös die Kapelle herzustellen, erbaut worden sein. Bis zum Jahr 1806 wurde hier jährlich ein Gottesdienst gehalten. 1806 wurde sie in ein Magazin verwandelt, 1812 verkauft und zu einem Wirthshaus gemacht; jetzt ist sie abgebrochen und ein schönes Wohnhaus an ihre Stelle gebaut. Ehemals ward am Palmsonntag Christus auf einem Esel reitend, mit seinen zwölf Aposteln in Holz geschnitzt, ausgestellt und eine Predigt gehalten. Das holzgeschnitzte Bild eines Hirten hat sich erhalten. (Wib. Bauer Coll.)

Eine weitere Kapelle unweit des Gottesackers im Süden der Stadt ist 1874/5 von der Methodistengesellschaft erbaut worden.

Der Gemeinde gehören ferner 3. das Rathhaus, im Jahr 1522 erbaut, nachdem das alte durch den Brand von 1519 zerstört war. Dasselbe steht an der Hauptstraße und bietet nichts Alterthümliches, ist aber freundlich und zweckentsprechend eingerichtet. In demselben befindet sich neben der städtischen Verwaltungsbehörde das Eichamt und die Stadtwage. 1869 wurde das Rathhaus neu hergerichtet.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_269.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)