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15. Im Spätsommer 1646 erschien die schwedisch-französische Armee, von Miltenberg her wieder durch den Odenwald dringend, im Bezirk. Wrangel scheint bei Neudenau ins Jagstthal gekommen zu sein, während Königsmark die Tauber heraufkam und nun Wrangel entgegen zog. Am 21. August treffen wir Königsmark in Künzelsau, am 1. September brannte er Marlach nieder s. d. In Schönthal, das aufs neue schwer zu leiden hatte, traf er mit Wrangel zusammen. Zum Glück wandten sich beide mit Turenne gegen den Bodensee.

Im Jahr 1647 kehrte Königsmark mit reicher Beute nach Mergentheim zurück. Dort durch v. Werth aufgeschreckt, zog er durch den Bezirk nach Neckarsulm, kam aber bald wieder, die ganze Gegend mit Schrecken erfüllend. Am 3. April fiel eine schwedisch-französische Schaar in Ober-Ginsbach ein, das Pfarrhaus gieng in Flammen auf. Bald darauf brannten die Franzosen 18 Dächer in Westernhausen nieder, Schönthal wurde aufs Neue heimgesucht. Jetzt folgten Baiern und Kaiserliche (Ingelfingen).

16. Auch die beiden letzten Jahre wogten die Kriegsvölker durch einander. Schönthal hatte noch 5 mal Einquartierung. Die Marlacher flohen vor Schweden und Franzosen 1648 März nach Niedernhall. Noch nach dem Friedensschluß lagen Taupadel, Löwenhaupt und Swensen im Bezirk. (Nitzenhausen, Ingelfingen, Ebersthal, Döttingen). Am 28. August 1650 wurde das Friedensfest gefeiert.

Das Land war entvölkert und verödet. Die Gemeinden mußten gemahnt werden, die öden Güter wieder anzubauen. In den Häusern war oft kein Bett, kein Ofen, keine Thüre mehr, alle Vorräthe waren aufgezehrt. Die Gräfin Sophie von Hohenlohe, Witwe Krafts, pflegte zu sagen, sie sei mit mehr Kindern als Maltern Frucht nach Neuenstein zurückgekehrt.

Kaum hatte das Land sich zu erholen angefangen, da begann Ludwig XIV. seine Raubkriege. Turenne hatte sich im September 1673 von Aschaffenburg dem ihm wohl bekannten Tauberthal zugewandt. Von Mergentheim aus (8. September) ergoßen sich seine Schaaren Jagstabwärts nach Schönthal und Umgegend, die schwer heimgesucht wurde, bis der nahende Montecuculi die Franzosen an den Rhein zurücktrieb.

In den folgenden Jahren sind Einquartirungen besonders von Sachsen und Kurbrandenburgern häufig (s. Aschhausen, Künzelsau, Hollenbach).

Der Raubzug Feuquières 1688 kostete unsern Bezirk, den er nicht berührte, doch harte Kontribution.

In dem nun folgenden Reichskrieg 1689–97 folgten sich fast ununterbrochen Baiern, Sachsen, Pfälzer, Kreissoldaten, Kaiserliche, cfr. Crispenhofen, Kocherstetten, Künzelsau, Amrichshausen, Ebersthal, Niedernhall, Aschhausen, Westernhausen, Dörrenzimmern. Am 26 Mai 1693 hatten die Sachsen ein Lager bei Künzelsau.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_246.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)