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Geschichtlicher Überblick und Alterthümer.




Politischer Zustand.

Der Bezirk tritt spät in das Licht der Geschichte. Zum Kulturgebiet des römischen Dekumatenlandes gehörte nur der äußerste Nordwesten. Die Ortsnamen beweisen, daß der Bezirk ursprünglich ein wildes, sumpfiges Waldrevier war (Aske – Aschhausen, Eschenau, Eschach an 3 Orten, Aspen abg., Eichelberg, Marlach, Ohrenbach – Ahornb., Rortal, Seelach von Sal, Salweide). Neunzehn der heutigen Ortsnamen (dazu Seidelklingen, Slierbach = Schleierhof, Rotach) enden auf ach und bach und beweisen, welche Wichtigkeit die Gewässer für die Ureinwohner hatten. Vom Werth des Besitzes eines Bachs zeugen die Namen der einstigen Besitzer in Braunsbach (Bruno), Deubach (Dudo?), Morsbach (Morenzo). Die Erscheinung hat nur bei einem Jagd- und Fischervolk einen Sinn. Auf die harte Kulturarbeit in diesem Gebiet weisen Orts- und Flurnamen (Brand, Osang, Eisenhuts- und Hohen-rod, Vogesang?).

Die Frage nach der vorgermanischen Bevölkerung ist schwer zu beantworten. Kein einziger Ortsname weist sicher keltischen Ursprung auf. Über die altgermanischen Alterthümer s. unten.

Aus den Gräberfunden läßt sich auf die bescheidene Kulturstufe der ältesten Deutschen im Bezirk schließen.

Die alte Salzquelle bei Niedernhall kann den Römern bei Anlegung des Limes nicht bekannt gewesen sein. Dieselbe wäre sonst sicher ins Gebiet des Dekumatenlandes einbezogen worden, da sie kaum 10 km vom Limes (bei Sindringen) entfernt ist. Dagegen weist die ungewöhnlich hohe Zahl von Grabhügeln südlich und nördlich von Niedernhall auf zahlreiche Kämpfe, deren Objekt nur die Salzquelle gewesen sein kann. Es scheint nicht unmöglich, daß die Kämpfe der Burgunder und Alemannen im 4. Jahrhundert (Ammian. 28,5) um Salzquellen bei Capellatium oder Palas (Gepfähle?) in der Gegend von Niedernhall stattfanden[1].

  1. Bei Schwäbisch Hall jedenfalls nicht. 1. Dort fehlen die zahlreichen Grabhügel; 2. jenes liegt dem Limes ferner, als Niedernhall;
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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite A 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_215.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)