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Ausgabe vermeiden will. Doch hütet, wie man sich ausdrückt, Einer den Andern und sind grobe Excesse wirklich selten.

c) Viehzucht.

1. Die Pferdezucht steht im Bezirk Künzelsau auf keiner hohen Stufe, in vielen Orten sind sehr wenig Pferde und in einem großen Theil wird weder auf Pferdezucht noch auf Pferdehaltung ein besonderes Gewicht gelegt.

Die Thalorte treten hiebei in einem starken Gegensatz zu den auf der Höhe liegenden auf. In den Thalorten, besonders in den mit engen und zerrissenen Thälern, sind sehr wenig Pferde, was seinen Grund hauptsächlich in dem kleinen Grundbesitz hat, wo die Besitzer genöthigt sind, dem Boden den Ertrag kümmerlich abzuringen. Die Stadt Künzelsau macht eine Ausnahme, in der wegen der Postfahrten und sonstiger Fuhrgeschäfte eine verhältnismäßig große Zahl von Pferden anzutreffen ist, nemlich annähernd 100. Auf der Höhe erleichtert der größere Grundbesitz die Haltung der Pferde sehr, es ist deshalb in manchen Orten die Pferdehaltung gut, in einigen sogar Pferdezucht, wie z. B. in Stachenhausen, Hermuthausen, Hollenbach, Steinbach.

Der Gründe, warum Pferdezucht und Pferdehaltung im Rückgang begriffen sind, sind es mehrere:

a) Das Stutenmaterial ist ein geringes, so daß trotz der zwei Beschälplatten Künzelsau und Niederstetten (Niederstetten wird von den im Nordosten des Bezirks wohnenden Pferdezüchtern besucht, also von Ettenhausen, Hollenbach u. a.), wo ziemlich viel Stuten gedeckt werden, im ganzen nicht viel herauskommt.

b) Durch die um den Bezirk laufenden Eisenbahnen im Norden, Osten, Süden und Westen ist der Verkehr, der früher durch den Bezirk gieng, wie z. B. von Würzburg nach Heilbronn, ganz in Wegfall gekommen, so daß für die Thätigkeit der Pferde nur die Arbeit auf Hof und Feld übrig bleibt und sonst weiter nichts zu verdienen ist.

c) Endlich ist auch mancher, der nur sein Feld zu bestellen und nach außen nichts mehr zu thun hatte, zu der Einsicht gelangt, daß er seine Arbeit auch mit Rindvieh ausführen kann, und daß diese Änderung im Gespann für seinen Geldbeutel besser ist als die Unterhaltung von Pferden. Es läßt sich besonders in den Orten, in welchen die Güter nicht weit von Haus und Scheune

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_182.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)