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Baum als verloren herausstellte, der sich im Sommer 1880 als solcher noch nicht zu erkennen gab.

Außerdem werden von Gartenbesitzern selbst, wie es in weinbautreibenden Orten gewöhnlich der Fall ist, eine Menge junger Bäume nachgezogen.

Für den Bezirk sind 4 Baumwärter aufgestellt: in Lipfersberg, Mulfingen, Westernhausen und Künzelsau. Die Wirksamkeit derselben ist keine bedeutende, weil, wenn sie auch auf die Fehler und Schäden an den Bäumen aufmerksam machen, es gewöhnlich dabei bleibt, und sonst weiter nichts geschieht.

Infolge der vielen neuen Steigen, welche im Bezirk in den letzten 20 Jahren gebaut worden sind, ist der Satz von vielen jungen Obstbäumen möglich und nöthig geworden. Diese Bäume wachsen auf der untern Seite, welche den aufgefüllten Boden enthält, prächtig heran.

Kernobstsorten finden sich in großer Menge. Wir nennen den weißen und rothen Bietigheimer, Reinetten, Luiken (obgleich dieselben nicht so verbreitet sind wie im Rems-, Filsthal und sonst in Schwaben), Rosenäpfel, gestreifte Schafnasen, Jakobiäpfel, den weißen Taffetapfel, Fleiner, den Blauluiken und andere. – Knausbirnen, Palmischbirnen, verschiedene Sorten Bratbirnen, Eierbirnen, Pfundbirnen, die Pfullinger Birnen, Wasserbirnen.

Steinobst hat es sehr viel; die steilen Abhänge eignen sich dazu. Wir finden die gewöhnlichen Zwetschgen, von denen viele gedörrt und verkauft werden. Für manche Thalorte und für manche einzelstehende Bauernhöfe macht der Erlös aus dürrem Obst (dürren Zwetschgen) einen nicht unbedeutenden Betrag. Als Beispiel sei hier der Fall angeführt, daß ein Bauer vor 4 Jahren auf einmal 10 Centner gedörrte Zwetschgen verkauft und an die Seminarküche in Künzelsau abgeliefert hat. In obstreichen Jahren wird ein großer Theil auch in der Branntweinbrennerei verwerthet. Außerdem finden sich im Bezirk gelbe und blaue Pflaumen, grüne Reineclauden, italienische Zwetschgen, die Weichselkirschen, schwarze und rothe Herzkirschen, frühe Amarellen.

In den milden Thalorten finden sich ferner Pfirsiche und Aprikosen, auch Quitten, die in manchen Jahren recht billig zu haben sind.

Die Walnußbäume fehlen natürlich an den Muschelkalkhalden auch nicht. Die Orte, welche in zerrissenen Seitenthälern

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_169.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)