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Wenns an Matthäi regnet, so verfriert im nächsten Jahr der Wein. Wie der Hirsch an Aegidi in die Brunst geht, so geht er wieder raus; d. h. 4 Wochen dieselbe Witterung. 8 Tage vor und nach Mariä Geburt ist die beste Saat. Aus der Richtung, aus welcher der Wind an Micheli geht, kommt er auch im Winter. Wenn Bartel den Most beim Michel holt, ists besser, als wenn er ihn beim Simon holt. An Gallus soll man nicht in den Krautgarten gehen, sonst bekommt man bitteres Kraut. Anna und Martha geh nicht nein ’n Garta (26. und 27. Juli). Wenns morgens regnet und wird um 10 schön, so regnets Abends wieder. Wenns donnert überm kahlen Wald, gehts über Jung und Alt. Wenn der Herr einen schönen Sonntag will haben, muß er kommen am Freitag Abend. Am Tag, wo im Haus gebacken wird, soll man nicht in Garten gehen, sonst bekommt man Maulwürfe darin.

Bürgerliches und kirchliches Gemeinwesen. s ård, s is ə rêchts drëcknêst; dr commonschådə, dr commondiəner, dr flurer, dr hërt, dr schulz, dr her stabschulz, d’ grichtstuba, d’ grichtsherrən Gemeinderäthe, er muəs vor gricht vor den Gemeinderath; se hewən mit ananner vorstand g’hot sie waren mit einander vor Gemeinderath, Oberamt, Oberamtsgericht citirt; d’ königssteuer Staatssteuer; d’ gmand is bei ananner gwë es war Gemeindeversammlung; ufsteckən die Güter der Gemeinde im Aufstreich verpachten. – d’ bårkerch, d’ beichtkammer Sakristei, in Oberginsbach d’ acristei, d’ urigel Oberginsb.; z’sammə schlågən zusammenläuten, glenkən mit einer Glocke ein Zeichen geben; a gsetzle ein Vers, s gsang das Lied; balgətrein Orgeltreten.

Berufsarten: abbədêger, båder, bëder (Buchenbach und Mulf.), blichner Flaschner, lumpəsemmler; metzelknëcht, schuster; stanekruglait („Matzenbacher“ Hausirer).

Umgangsformen.

Reden. Der redegewandte Franke hat einen reichen Vorrath für alle möglichen Formen der Rede: redensårt Sprachvermögen; er kummt net fërsche mit der redensårt; plauderən allgemeines Wort für reden; anbopplən anlügen; ausschendən schelten; bëfferən, nåchkifferən belfern, nachmachen, beim Schimpfen das letzte Wort wieder zurückgeben; brischlən leise reden, hâsən heißen, einen schimpfen; er hat me g’ hâsan ohne Ergänzung, hasselirən, tornirən, stallirən, raussauən lärmend schelten: an ausmachən bei de lait ins Gerede bringen; verkalfacterən verläumden (Mulf.); se nauskartelən (Mulf.) sich hinausreden; schnutterən herausplaudern.

Schimpfwörter: drêggappel schmutziges Weibsbild; narrənkasper närrischer Kerl, schlappzusel unordentliches Mädchen, schussbartel hitzig, unüberlegt dreinfahrender Mensch; gispel, gispelhannes; knollfink unbeholfen, lampele faul, lalle, laggel latsche, dralle; raffel Schwätzerin, rêf altes dummes Mensch; schode, schlumpel, pumbel unordentliches Weib; sparrəfantel, ə spindiger = ə letzer, durchtriebener; ə überrheinischer einfältig dreinfahrend, windisch, auch zuweilen windsheimer verdreht; veddel leichtfertiges Mädchen; du lig Lügner (Mulf.).

Fremdwörter in dem einst vielgetheilten und vielregierten Bezirk zahlreicher als sonst: alert munter, dispetax, dispetirsack,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_142.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)