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(Hollenbach Hausch, Niksch, das nahe Ettenhausen: Haus, Nix). Ebenso macht sich der Unterschied zwischen katholischen und evangelischen Gemeinden geltend. Jene erhalten Pfarrer und Lehrer vielfach aus Oberschwaben, weshalb die Kinderwelt leicht oberschwäbische Laute annimmt. Dagegen in den evangelischen Gemeinden ist die Klangfarbe der heimischen Laute unter dem Einfluß eingeborener Pfarrer und Lehrer besser erhalten.

Eine Eigenthümlichkeit, die in Jungholzhausen, Dörrenzimmern, Niedernhall auftritt, ist das sog. „Lorpsen“ (lerzen. mhd.), sonst Reißen. Niedernhall hat auch stärkere Kehllaute fast wie der Schweizer und Holländer. In den Gemeinden des ehemals Ingelfingischen Gebiets im untern Kocherthal bis Niedernhall ist zu beachten, daß man den Ton am Ende eines Satzes stark sinken läßt, weshalb man in Künzelsau z. B. von den Criesbachern sagt, sie singen. In Berlichingen ist die heimische Mundart am stärksten mit fremdartigen Lauten und Wendungen zersetzt, weil die Einwohner am meisten in der Welt herumkommen. In Braunsbach und andern Orten mit starkem Prozentsatz israelitischer Bevölkerung soll nach dem Zeugnis der Umwohner die niedere Klasse der Bevölkerung, welche im Taglohn viel mit den Israeliten verkehrt und vielfach von ihnen abhängig ist, „jüdeln“. Die alte von den Schwaben festgehaltene, von den Franken stets bestrittene Behauptung, daß die fränkische Sprechweise einen jüdelnden Ton und Klang habe, dürfte ein Element Wahrheit für sich haben. Bei dem starken Verkehr mit den Israeliten in Handel und Wandel – es gibt manche Orte, in denen zwar keine Israeliten seßhaft sind, aber 6 Tage der Woche den Etter nicht verlassen – ist diese Erscheinung begreiflich. Hat der Franke eine starke Anzahl hebräischer Worte in seinen Wortschatz angenommen (s. unten), ohne daß er sich des hebräischen Ursprungs derselben bewußt wäre, wie sollte sich der Ton und die Aussprache dem jüdischen Einfluß ganz haben entziehen können?


Wortschatz.[1]

Namen: er schreibt se = heißt. Der Familienname wird nur in der Schule und in amtlichem Verkehr gebraucht. Für gewöhnlich

  1. Für die ausführlich ausgearbeitete Laut-, Wort- und Satzlehre fehlt es hier an Raum. Sie erscheint an einem andern Ort.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_134.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)