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Die S. Wendelkapelle wie die zu S. Wolfgang in Künzelsau sind von Schäfern erbaut, welche einen Schatz gefunden.

Glocken sollen von Schweinen ausgegraben worden sein in dem abg. Niedermulfingen, in Ozendorf (abg.), der Säuklinge bei Westernhausen, in der Au bei Künzelsau.

Bäume, welche die Sage auszeichnet, sind der Kriegsbaum bei Dörrenzimmern, die Zufluchtstätte der Einwohner in Kriegszeiten, die Linde am Lindenbrunnen bei Westernhausen, abg. 1840, wo sich das einfach glückliche Volk, das den mühsamen Ackerbau nicht kannte, sondern von Viehzucht, Obst und Weinbau nährte, zur Erhaltung und Erholung versammelte, die große Linde bei Criesbach, wo Luther mit seinen 12 Aposteln (!) rastete, der Baum mit dem Hammelsbild im Wald zwischen Neusaß, Schleierhof und Westernhausen. Ein von Franzosen überfallener Hirte Namens Hammel wurde dort wunderbar errettet und stiftete das Bild an der Eiche, welches ringsum große Verehrung genoß. Der spitzige Baum bei Steigerbach s. OA.Beschr. Mergentheim S. 571.

Der wachsende Berg. Die Leute erzählen, früher habe man auf der westlichen Höhe über Morsbach vom Kirchthurm in Amrichshausen nichts, vom Schloß in Garnberg nur die obern Fenster gesehen. Jetzt sehe man vom Thurm die Spitze und noch 0,5 m, vom Schloß den ganzen Bau. Der Berg sei gewachsen.


5. Sagen über einzelne Orte.

Das Urtheil von Altkrautheim. Die Flur „Urtheil“ auf dem Höheberg war zwischen Altkrautheim und Unterginsbach streitig. Ein Bürger von Altkrautheim schwur, nachdem er zuvor im Ort Erde in seine Schuhe gethan, und indem er in seinem Hut einen großen Löffel (Schöpfer) verborgen über sich hielt: So wahr der Schöpfer über mir ist, stehe ich auf Altkrautheimer Erde, und gewann damit seiner Gemeinde das „Urtheil“. Vgl. die Sage vom Löffelstein bei Cleversulzbach. W. F. 9, 266.

Die Zwölfuhrglocke von Buchenbach. Ein Fräulein von Stetten hatte einst einem Schulmeister von Buchenbach, der im Spiel mit ihr Glück hatte, das Läuten der Mittagsglocke erlassen. Nach dem Tode beider wollte man dieß Geläute wieder einführen. Als der Schulmeister zum erstenmal am Mittag die Glocke zog, öffnete sich ein Fenster am Herrschaftsstuhl, mit ängstlicher Geberde schaute die alte Dame heraus und winkte. Der Schulmeister floh voll Schrecken, das Geläute unterblieb fortan, das Fensterchen wurde zugemauert. Nach Schönhuth, Burgen 2, 170.

Der Wein von Crispenhofen. Einst gieng ein Adeliger Namens Casimir in Ingelfingen zu Gottes Tisch. Beim Genuß des Kelches faßte ihn ein Schüttelfrost, daß er sich nicht enthalten konnte, am Altar zu rufen: Brr, der ist von Crispenhofen.

Der Distelfink von Niedernhall. Einst entflog dem Stadtschultheißen zu Niedernhall sein Distelfink. Alsbald befahl er dem Büttel, die Thore zu schließen, damit der Vogel nicht entkomme. Seitdem heißen die Niedernhaller Distelfinken. (Ähnlich bei Bopfingen.)

Sternhausen. Oben im Dorf Westernhausen, das früher nur Sternhausen hieß, stand ein Frauenkloster. Eine Klosterfrau sah einst

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)