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Döttingen gekauft haben, um in dessen Kellerräumen das Erdöl unterzubringen, ein Kauf, der aber nachher rückgängig gemacht worden sei. Als Sachverständige an Ort und Stelle kamen, wurde auch wirklich aus einem der Bohrlöcher, das 100 m tief gewesen sein soll, mit dem Bohrlöffel Erdöl herausgebracht, das aber bei näherer Besichtigung als gereinigtes, käufliches Petroleum erkannt wurde, das von oben hineingebracht worden sein mußte. Damit hatten die Bohrversuche ein Ende. Später erfuhr man, daß in einem der benachbarten Häuser, zu welchem die Dohle zwischen den Häusern Nr. 60 und 62 führte, im Keller ein Petroleumfäßchen ausgelaufen war.


Die Bodenverhältnisse.[1]

Von den Formationsgliedern, welche in dem vorhergehenden Abschnitte über die geognostischen Verhältnisse aufgeführt wurden, sind nur wenige in größerer Ausdehnung an der Bildung der Oberfläche betheiligt. Die obersten Schichten des Plateaus gehören dem oberen Muschelkalk und der Lettenkohle an, beide sind in großer Ausdehnung von Lehm bedeckt oder treten ohne Bedeckung zu Tage. An den Thalseiten bildet das Anhydritgebirge eine sanft geneigte Stufe, an den Gehängen liegt meist und stellenweise sehr mächtiger Bergschutt, in den Thalsohlen wechseln diluviale Schichten: Sand, Kies und Lehm rasch und regellos mit einander ab.

Wir haben es daher in dem Bezirke sowohl mit Schichtenböden zu thun, welche durch Verwitterung der an Ort und Stelle anstehenden Gesteine sich gebildet haben, als auch mit Schutthöhen, welche aus Gesteinsmaterialien entstanden sind, die da, wo sie jetzt liegen, nicht anstehen, sondern theilweise aus sehr großer Entfernung stammen, auf dem Transport innig gemengt und zerkleinert zur Verwitterung vorbereitet worden sind.

Am meisten trifft dies bei den Lehmen zu, die aber nirgends in dem Bezirke die feine lößartige Beschaffenheit und die bedeutende Mächtigkeit zeigen, wie westlich in der Gegend von Neuenstadt oder zu beiden Seiten des unteren Neckars, wo dieselben ganz unabhängig sind von der Unterlage. Die letztere scheint bei der geringen Mächtigkeit, in welcher der Lehm in unserem Bezirke vorkommt, immer noch eine Rolle mitzuspielen, wenigstens ist der weiße sandige Lehm, welcher auf der Lettenkohle liegt, ganz

  1. Von Bergrath Dr. Baur.
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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 030. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_030.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)