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Eine weniger gesalzene und daher mehr zum Trinken geeignete Mineralquelle wurde im Schloßgarten von Ingelfingen vom August 1877 bis Mai 1878 erbohrt. Das nur 13 cm weite Bohrloch hat im Ganzen eine Tiefe von 78 m. Der 5,8 m tiefe Bohrschacht steht im Alluvium (Geröll, Sand und Lehm), dann folgt fester bunter Sandstein mit thonigen Zwischenschichten. Schon in der Tiefe von 33 m kam Mineralwasser mit viel Kohlensäure, das Wasser steigt aber nicht über 4 m unter der Hängebank des Bohrschachtes und muß daher durch eine Pumpe gehoben werden.

Analyse des Wassers vom Mai 1878.

Chlornatrium   1,202 Proz.
Kohlensaurer Kalk 0,142
Schwefelsaurer Kalk 0,020
Schwefelsaure Bittererde 0,070
Schwefelsaures Natron 0,561
1,995 Proz.

Temperatur 9–10° R. Der Zufluß des wohlschmeckenden Mineralwassers beträgt in 12 Std. etwa 400 Liter.

Die Auffindung einer vermeintlichen Erdölquelle versetzte im Januar 1867 die Einwohner von Döttingen in große Aufregung. Die Erzählungen von den damaligen Vorgängen klingen sehr humoristisch und ist auch jetzt noch manchmal im Kocherthale vom Döttinger Erdölfunde die Rede; wir dürfen daher den letzteren hier nicht ganz übergehen.

Am 2. Januar 1867 Morgens, so erzählt man in Döttingen, die meisten Leute seien noch im Bett gelegen, „gieng der Lärm los“: am Ende einer Dohle zwischen den Häusern Nr. 60 und 62 sei eine Erdölquelle ausgebrochen. Fremde von nah und fern, ja ganze Gesellschaften seien gekommen, das Wunder zu sehen. Es wurden rasch 2 Aktiengesellschaften, die eine mit 31 Aktien a 500 fl. gebildet und im Garten des Hauses Nr. 57 dem Lorenz Odenwälder gehörig und im Garten des Hauses Nr. 50, der Wirthschaft zum Adler, unter der Leitung zweier Bohrmeister Waibel und Böhm von Rappenau, zu beiden Seiten einer Fliederhecke in nur 6 m Entfernung in die Wette gebohrt. Jeden Augenblick habe man gehofft, werde das Erdöl wie ein Springbrunnen herausspringen. Ein Handelsmann von Braunsbach habe alle Fässer in der Umgegend aufgekauft, um das Öl gleich fassen zu können; ja eine der beiden Gesellschaften soll das Schloß

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 029. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_029.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)