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7 m im Durchmesser großes, vom Kocher getriebenes Wasserrad, dessen Kanal theilweise noch erhalten ist und neben der Niedernhaller Brücke mündet.[1]

Man staunt über die Beharrlichkeit, welche zur Ausführung eines so tiefen Schachtes gehörte. Leider aber entsprach dieser großen Arbeit der Erfolg keineswegs: was durch die Pumpen zu Tage gefördert wurde, war nur zweigrädige Soole.

Alberti hatte in seinen Beiträgen zu einer Monographie der Trias auf das Vorkommen von Zinkblende an der Neufelser Steige bei Niedernhall aufmerksam gemacht. Hierauf hatte sich ein Techniker Schneider von Frankfurt a/M. und später die badische Zinkgesellschaft in Mannheim berufen, worauf ihnen in den Jahren 1856 bis 1858 Schurferlaubnis auf Zink und Blei innerhalb der Markung Niedernhall ertheilt wurde.

Man kann sich jetzt noch überzeugen, daß an der Neufelsersteige in den Schichten der Myophoria orbicularis, also über dem Wellenkalk, dann und wann etwas Zinkblende eingesprengt vorkommt. Es soll auch Bleiglanz gefunden worden sein[2]. Nach den an Ort und Stelle gemachten Angaben von Bergleuten in Niedernhall war man bei dem Bergbau bemüht, zwischen den Schaumkalkbänken des Wellenkalkes und den Zellenkalken der Anhydritgruppe aufzufahren und gieng diesen beiden Gesteinen, welche kein Erz enthalten haben sollen, aus dem Wege.

Ein praktisches Resultat hatten diese Versuche nicht. Die Grubenbauten sind nun alle zerfallen. Doch wird in den Krautäckern von Niedernhall am linken Kocherrain das Mundloch eines 45 m langen Stollens gezeigt; ein Lichtschacht auf diesem Stollen kam in 10,6 m Tiefe wegen Wasserandrang zum Erliegen. Zwischen den zwei Seiten des ersten Umrangs der neuen

  1. Die vorstehenden in Meter umgerechneten Zahlen sind dem sehr sorgfältig abgefaßten Protokoll der Übernahme der Saline Weisbach in die württembergische Verwaltung entnommen. Hienach war der Schacht 7 auf 7 Schuh weit, 420 Fuß tief, die Strecke 22 Lachter lang, das Gesenk 140 Fuß und das Bohrloch auf dessen Sohle 300 Fuß tief, was mit den Angaben von Alberti, Die Gebirge des Königreichs Württemberg S. 238 nicht ganz übereinstimmt.
  2. Bei dem badischen Orte Mauer an der Bahnlinie Mekesheim–Neckargemünd finden sich im oberen Wellenkalk in Klüften Bleiglanz, Weißbleierz und Bleierde, die zugleich mit dem Wellenkalk gewonnen werden, der für eine Cementfabrik in Mannheim in ausgedehnter Weise abgebaut wird.
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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 026. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_026.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)