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berührt haben, 20-25 m hohe Steilwände, welche eine Thalstraße zu überwinden hat. Die Straße von Ailringen nach Langenburg führt daher bergauf und bergab und stellenweise auf beträchtlichem Umweg, um diese Hindernisse zu umgehen; die Poststraße von Dörzbach aber nach Langenburg führt über Künzelsau, also durchs Kocherthal und zweimal über das Plateau. Die Straße von Künzelsau nach dem benachbarten Ingelfingen gieng früher ebenfalls über den Berg, bis die Steilwand unterhalb Künzelsau angeschnitten und die Straße in mäßiger Höhe über dem Kocher angelegt wurde. So erschwert der Wellenkalk die Verbindung zweier selbst sehr benachbarten Punkte eines und desselben Thales.

Wie die Tauber bei Bieberehren, so macht der Kocher bei Kocherstetten, und die Jagst bei Ailringen eine entschiedene Wendung nach Westen. Damit ändert sich mit einemmal der Charakter dieser Thäler, sie werden weiter, die Sohle breiter und an der gegen Süden gewendeten Thalseite treten von Kocherstetten und Hohebach an zusammenhängende Weinberge an die Stelle des Waldes. Bei Ingelfingen tritt der Kocher, unterhalb Klepsau die Jagst in den bunten Sandstein. Damit tritt das Wellengebirge mächtig aus der Thalsohle hervor.

Im Kocherthale bei Ingelfingen, wo die Höhen noch die Lettenkohle deckt, sind sämmtliche dem Bezirk angehörige Formationsglieder über einander entwickelt und treten die einzelnen geognostischen Abtheilungen deutlich erkennbar in der Landschaft hervor. Den 8-10 m hohen Rain, der sich unmittelbar über die Sohle des Kocherthales erhebt, bildet der Röth, den steilen Hang des Berges darüber der Wellendolomit und Wellenkalk. Die nur wenig entwickelten Schaumkalkbänke treten kaum hervor, um so deutlicher die festen Bänke der Myophoria orbicularis, welche die markirte Bergkante bilden, mit der die sanft geneigte Fläche beginnt, welche sich in halber Höhe der Thalseiten hinzieht. Hier liegen die romantischen Punkte des Kocherthales, vor allen das Dorf Nagelsberg, gegenüber die ehemalige Probstei Kocherstein, die „alte Zarge“ und die Ruine Lichteneck bei Ingelfingen.

Die nahezu horizontale Terrasse gehört dem Gyps- und Salzgebirge an; auf der südlichen Halde sind auch hier Weinberge, auf der nördlichen fruchtbares Feld. Hier liegt bei Niedernhall am Hochhölzle ein Gypsbruch. Darüber steigt abermals steil, wie unten das Wellengebirge, der obere Muschelkalk an. Wo die Lettenkohle bis an den Thalrand hervortritt, da sind es

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 020. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_020.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)