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Einige Stunden oberhalb der Grenze unseres Bezirkes bei Tullau und Gelbingen, in der Nähe von Hall, treten reiche Encrinitenbänke in die Thalsohle des Kochers. Die Fundamente der Pfeiler des Viadukts von Tullau stehen schon auf den dolomitischen Bänken des mittleren Muschelkalks, durch dessen Hervortreten sich die bedeutende Thalerweiterung unterhalh Hall erklärt, obwohl die Encrinitenbänke an der Gelbinger Schlinge wieder sehr tief liegen. Die Orte Obermünkheim, Untermünkheim, Haagen und Enslingen liegen im mittleren Muschelkalk. Bei Hall steigen die Thalwände in einem ununterbrochenen Hang von der Thalsohle bis zur Lettenkohle auf der Höhe an; bei Haagen und Enslingen beginnt die Anhydritgruppe schon eine eigene Stufe zu bilden, erst über den Feldern beginnt der Steilhang des Muschelkalks, der dort hinaufreicht bis zum Eichelhof, wo 10-12 m mächtige rothbraune Lettenkohlensandsteine abgebaut werden.

In den vielfach verrutschten Bänken des mittleren Muschelkalks finden sich bei Untermünkheim, bei Haagen und bei Cröffelbach an der Bühler, im Horizont der Hornsteinbank, eigenthümliche, theilweise kieselige Oolithe, welche man lange für Foraminiferen gehalten hat[1].

Bei Haagen liegen die Bänke der Myophoria orbicularis im Thal; bei Enslingen tritt zuerst der untere Muschelkalk heraus; bei Geislingen ist der Kocher im Wellendolomit.

Hier am Zusammenfluß von Bühler und Kocher wird der Gyps des mittleren Muschelkalks abgebaut, der noch in die darunterliegenden Schichten der Myophoria orbicularis hereingreift. In der obersten Encrinitenbank wurde in dieser Gegend, am Weg von Geislingen nach Herdtlingshagen, in verstürzten Blöcken zwischen Geislingen und Cröffelbach und in dem östlichen Thalarm unter der Ruine Günzburg bei Eschenthal, der Spirifer fragilis aufgefunden, der thalabwärts am Kocher nicht wieder vorzukommen scheint. Bei Geislingen, zwischen Braunsbach und Döttingen und oberhalb Kocherstetten kommt unter der Anhydritgruppe Kalktuff vor.

Die Orte Orlach, Zottishofen, Jungholzhausen, Schloß Thierberg und Schloßstetten stehen auf den obersten Bänken des Muschelkalks und haben sämmtlich ihr Trinkwasser aus der

  1. Alberti, Überblick über die Trias S. 51 und Benecke und Cohen, Umgegend von Heidelberg S. 371.
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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 018. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_018.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)