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wird dann meist von Zieglern ausgebeutet. Was auf Lettenkohle liegt, ist meist weißer magerer Lehm, die Thallehme, wie z. B. bei Kocherstetten, sind gerne etwas sandig, auf dem Muschelkalk liegt meist fetter rothbrauner Lehm.

Die geologischen Bildungen, wie sie noch heute unter unseren Augen vor sich gehen, faßt man unter der Bezeichnung Alluvium zusammen. Hiezu gehören in unserem Bezirke hauptsächlich die Anschwemmungen der Flüsse von Kies und Sand, der Bergschutt und der Kalktuff.

Der Kies, wie ihn derzeit Jagst und Kocher in dem Bezirke auswerfen, besteht ausschließlich aus Gesteinen des Muschelkalks, während der Neckarkies an der Mündung von Kocher und Jagst neben Muschelkalk auch Keuper und Juragesteine enthält, die hier fehlen.

Der Bergschutt wird stellenweise an den Bergabhängen sehr mächtig; er bildet sich hauptsächlich, wie bereits oben erwähnt, aus den Schichten des Ceratites nodosus, die daher auch die Brockelbänke heißen. Für die forst- und landwirthschaftliche Benützung der Thalwände ist der Bergschutt ein sehr wichtiges Glied. Auf den Feldern sind die größeren Steine hinderlich, sie werden daher in hohen langgezogenen Steinwällen in der Falllinie des Berges zusammengetragen, die von oben herab bis zum Gyps- und Salzgebirge reichen und der Landschaft ein höchst eigenthümliches Aussehen geben.

Die Kalktuffablagerungen sind im Kocher- und Jagstthale innerhalb unseres Bezirkes so häufig, daß man nicht eine Stunde Wegs in diesen Thälern zurücklegen wird, ohne wenigstens auf eine, meist aber auf mehrere dieser Bildungen zu stoßen.

Am großartigsten ist der romantische Kalktufffelsen zu St. Wendel am Stein bei Dörzbach, der sich 23 m hoch über das Niveau der Jagst erhebt und unter einem überhängenden Tufffelsen die St. Wendel-Kapelle trägt. Das Auftreten dieser Kalktuffe ist übrigens sehr verschieden, noch häufiger als in Felsen oder in festen, durch Steinbrüche aufgeschlossen Lagern, finden sie sich in losen, erdigen Massen, den sogenannten Tuffsanden.

Diese so zahlreichen Tuffbildungen des Kocher- und Jagstthales und deren Seitenthäler liegen ausnahmslos in der Anhydritgruppe oder unmittelbar unter derselben und werden sämmtlich von Quellen abgesetzt, welche aus dem Anhydritgebirge herauskommen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 015. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_015.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)