Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 014.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bei Tiefenbach[1], bei Siglingen und bei Waldhilsbach[2], in der Nähe von Neckargemünd. Die Thone von Waldhilsbach liegen auf buntem Sandstein, die Thone auf dem Schrammbiegel und bei Siglingen in der Lettenkohle, die Gruben bei Bieringen auf Muschelkalk. Diese Bildung ist daher ziemlich weit verbreitet und scheint von der Unterlage ganz unabhängig zu sein.

Auch in den Thälern geht der Lehmbildung die Ablagerung grober Gerölle und Sande voran. Wo die Thalsohle breit und die Sande mächtiger werden, wie im Kocherthal zwischen Ingelfingen und Niedernhall oder im Jagstthal ober- und unterhalb Dörzbach, da sind die Sande in einzelnen Gruben auf den Feldern vielfach aufgeschlossen. Wo man dabei tief genug geht, trifft man überall auf grobe Gerölle und Blöcke von Muschelkalk. Über den Sanden kommt Kies, auf dem der Lehm liegt. Dieselbe Bildung zieht sich aber auch stellenweise hoch am Abhang der Thalwände hinauf und bildet eigentliche Flußterrassen, welche den ehemaligen Flußlauf bezeichnen, wie zwischen Morsbach und Künzelsau. Die Sohle der dortigen Sandgruben, 10 m über dem heutigen Niveau des Kochers, bilden Muschelkalkblöcke, darüber liegen 3 m theils gröbere theils feinere Sande in diskordanter Parallelstruktur, in der Mitte mit einer Lage grober Gerölle. Den Schluß bildet Kies mit Lehm, der vom Bergschutt bedeckt wird.

Der Lehm nimmt einen so großen Antheil an der Bildung der Oberfläche und ist von so bestimmendem Einfluß auf die Bodenbeschaffenheit, daß er unstreitig das wichtigste Glied unter den geologischen Bildungen des Bezirkes ist. Er bedeckt alle höher gelegenen Theile der Lettenkohlenebene, findet sich aber auch in großer Ausdehnung auf Muschelkalk und den einzelnen Punkten in den Thälern. Die bedeutende Mächtigkeit, wie in den westlich angrenzenden Bezirken, erreicht er hier nicht und hat nirgends die so ausgezeichnete lößähnliche Beschaffenheit, die in der Gegend von Neckarsulm, Neuenstadt u. s. w. eine so hohe Fruchtbarkeit des Bodens bedingt. An einzelnen Stellen, so z. B. auf der Höhe oberhalb Bieringen auf Muschelkalk, im Jagstthal oberhalb Jagstberg, bei Künzelsau und bei Kocherstetten, erreicht der Lehm eine Mächtigkeit von 3-4 m und

  1. Beschreibung des Oberamts Neckarsulm S. 24.
  2. Geognostische Beschreibung der Umgegend von Heidelberg von Benecke und Cohen S. 576.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 014. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)