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Westernhausen, in der Ziegelgrube bei Langenburg im sogenannten „Boze“. Diese Geschiebe sind in dem südlich angrenzenden Gebiete von Hall noch weit häufiger und massenhafter und erstrecken sich über die ganze fränkische Ebene, sie finden sich am Rande des Flußthales bei Ödheim und Siglingen und auf dem Schrammbiegel bei Tiefenbach, ja noch auf dem rechten Tauberufer bis zur Landesgrenze und darüber hinaus. Sie liegen sämmtlich auf der Lettenkohle unmittelbar unter dem Lehm und werden vom Pfluge zu Tage gefördert am Rande der Felder zusammengetragen, oder in den Lehmgruben ausgeschieden, wo sie bunt durcheinander liegen in unförmlichen Stücken mit abgerundeten Ecken und Kanten, darunter Blöcke bis zu einem Centner schwer und darüber. Es sind Feuersteine, Hornsteine, Kieselhölzer, kavernöse, rauhe Quarzite, milchweiße, rothe, grüne Kiesel, theilweise von sehr schönen lebhaften Farben, so daß sie schon geschliffen und zu Ringsteinen verarbeitet wurden, ja die Fürstin von Langenburg soll einen Schmuck aus diesen Halbedelsteinen ihres Landes besitzen.

Älter als der Lehm sind auch die Thone, welche im Sauerthal bei Bieringen gegraben werden. Die 3–4 m tiefen Gruben werden nur für ganz kurze Zeit offen gehalten, man ist daher auf die Untersuchung des umherliegenden, nicht sehr sorgfältig geförderten Materials und die Angaben der Thonerdegräber angewiesen, von welchen folgendes Profil angegeben wurde:

     oben:
Lehm 0,60 m
Blaue Hafenerde 0,30 „
Außerordentlich fette schwarze Erde 0,10 0,18 „
Magere rothe Erde, sogenannte Farbe,  0,08
Graue und bläuliche Erde 0,25 „
     Hauptlagen der Hafenerde:
oben bläulich und fett 2,00 „
unten weiß und mager

In den benachbarten Thonerdegruben oberhalb Ober-Kessach, die früher in Betrieb waren, sollen schneeweiße Quarzsande vorgekommen sein, die hier fehlen; Gerölle, die in obigem Profil nicht erwähnt sind, kommen ohne Zweifel auch vor, werden aber von den Arbeitern weniger beachtet und wieder in die Grube zurückgeworfen. Unverkennbar haben wir es hier mit dem gleichen Vorkommen zu thun, wie in den Thonerdegruben am Schrammbiegel

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 013. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_013.jpg&oldid=- (Version vom 22.1.2021)