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den Steinbrüchen sorgfältig ausgehalten und zu sogenanntem schwarzem Kalk verwendet werden.

Nach den paläontologischen Einschlüssen zerfällt der obere Muschelkalk von unten nach oben in folgende drei Unterabtheilungen:

die Encriniten-Kalke,
die Schichten des Ceratites nodosus,
die Schichten des Ceratites semipartitus.

Die Encriniten-Kalke bestehen aus einem System krystallinisch körniger, 70–80 Centimeter mächtiger Kalkbänke mit dazwischen liegenden meist homogenen dünnen Kalk- und Thonschichten. Nicht alle diese Schichten enthalten die Stielglieder von Encrinus liliiformis, vielmehr ist deren massenhaftes Vorkommen auf die dickeren Kalkbänke beschränkt, welche außerdem noch Lima striata, Cidaris grandaeva. Terebratula vulgaris enthalten. Ganz verschieden hievon ist die Fauna der sehr petrefaktenreichen Zwischenschichten mit: Ostrea complicata, Pecten laevigatus, Pecten discites, Pecten Alberti, Mytilus eduliformis, Gervillia socialis und Gervillia costata, Myophoria vulgaris und Myophoria laevigata, Melania Schlotheimi.

Die Trochitenbänke haben einen unter sich sehr übereinstimmenden Charakter; an dem späthigen Bruch der Trochiten erkennt man diese Bänke in den kleinsten Bruchstücken wieder. Die unterste Bank ist indessen meist ausgezeichnet durch das besonders häufige Vorkommen von Lima striata, die stellenweise diese Bank ganz bedeckt; die mittleren Bänke enthalten den größten Reichthum an Trochiten; die oberen über den petrefaktenreichen Zwischenschichten auftretenden Bänke enthalten große Exemplare von Terebratula vulgaris in Menge, und an einigen Punkten in der Gegend von Geislingen und Döttingen den sonst so seltenen Spirifer fragilis, der uns in unserem Lande sonst nur noch vom Kocher oberhalb Hall[1] bekannt ist.

Die Schichten des Ceratites nodosus entziehen sich in Folge der mächtigen Bedeckung der Thalwände mit Bergschutt häufig unserer Beobachtung. Diese mittlere Abtheilung behält auf große Entfernung ihren Charakter bei und zeigt auch in unserem Bezirke keine nennenswerten Abweichungen von den

  1. Quenstedt Begleitworte zum geognostischen Atlasblatt Hall S. 13.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 008. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_008.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)