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Der Muschelkalk zerfällt, wie in unserem ganzen Lande, in drei wohlunterschiedene Abtheilungen, eine untere, mittlere und eine obere.

Der untere Muschelkalk beginnt unmittelbar über den rothen Mergeln des bunten Sandsteins und umfaßt den Wellendolomit und den darüber liegenden Wellenkalk, ein ca. 50 bis 60 Meter mächtiges Schichtensystem petrographisch sehr charakteristischer, aber sehr verschiedenartiger Gesteine.

Eine bestimmte Grenze zwischen Wellendolomit und Wellenkalk gibt es nicht; der Wellendolomit, der am Schwarzwald den Wellenkalk ganz verdrängt, greift auch in unserem Bezirk, namentlich Kocher und Jagst aufwärts, noch weit nach oben.

Die Grenze des Dolomits gegen den Röth ist eine ganz scharfe; mit der ersten Dolomitbank beginnt der Wellendolomit und schneidet die rothe Farbe ab, die höher nicht wieder auftritt. Die untersten mit groben Stengeln bedecklen Schichten bilden dickbankige kristallinische Dolomite von sehr wechselndem Korn. Nach oben stellen sich Zwischenschichten von dolomitischen Mergeln ein, die Dolomitschichten werden dünnschiefrig und gehen allmählich in Wellenkalk über. Die vorherrschende Farbe des Gebirges ist licht gelbbraun. Sehr in die Augen fallen daher in der unteren Abtheilung grauschwarze Schieferthone, die in unserem Bezirke eine Mächtigkeit von 6-8 Meter erreichen. Am Schwarzwald, wo diese Thone weniger mächtig sind, enthalten dieselben die schönsten Exemplare von Pecten discites, die in unserem Bezirke in dieser Schichte zu fehlen scheinen. Erst wo der Dolomit zurücktritt und der Kalk vorherrscht, wird das blaugraue Gebirge dünnschiefrig, es legt sich Schichtchen auf Schichtchen ohne Zwischenmittel und die Oberfläche der dünnen Kalkschiefer zeigt die charakteristischen feinen Wellenschläge, an welchen man den Wellenkalk in den kleinsten Handstücken wieder erkennt. Der Wellenkalk ist in dieser Ausbildung auf den nordöstlichen Theil des Landes, die Thäler der Tauber, der Jagst und des Kochers beschränkt und gibt derselbe dem unteren Muschelkalk in diesen Gebieten ein umso charakteristischeres Aussehen, als er sich meist in hohen senkrechten Wänden über die Thalsohle erhebt.

Für den Sammler ist das petrefaktenarme Gebirge, in dem nur hie und da eine Lima aus dem Gesteine herauswittert, eine wenig ergibige Bildung. Eine Spiriferenbank, welche sich anderwärts gegen oben einstellt, scheint in unserem Bezirke zu fehlen. Erst in den letzten 4-5 Meter unter der oberen Grenze

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 005. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)