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Thurm und Langhaus sind mit Ziegeln gedeckt. Auf dem Thurm hängen 2 Glocken, die größere mit der Inschrift: Gegossen von C. B. Neubert in Ludwigsburg 1818, die kleinere: anno 1649 me fecit Leonhard Löw in Nürnberg.

Die Kirche umgibt der kleine alte Gottesacker. Der neue Gottesacker wurde 1876 nordöstlich über dem Dorf angelegt.

Ein Pfarrhaus, das früher vorhanden gewesen sein muß, s. unten, befindet sich nicht mehr im Dorf.

Eine Schule besteht seit ca. 1770. (K.Bücher). Das Schulhaus, das 1838 um einen Stock erhöht wurde, steht unmittelbar hinter der Kirche. Es enthält die Wohnung für den Schullehrer und ein Lehrzimmer. Die Gelasse für die Gemeindebehörden sind in einem Wirthshause gemiethet.

Die Gemeinde besitzt eine Kelter mit 4 Bäumen, ein Armenhaus und ein Schafhaus.

An einer Scheune findet sich die Inschrift: Erbaut durch Joh. G. Kubach 1831. Die Zeit übel anwenden heißt ebenso sie verlieren als nichts thun. Hast du Arbeit, frisch daran. Fleiß und Kunst liebt jedermann. G. Gentner.

Bemerkenswerth sind die beiden früheren Salinen, die obere, 1 Kilometer oberhalb Weißbach tief unter der Straße von Niedernhall her gelegen, ein stattlicher wohlerhaltener Bau, jetzt fürstl. öhringisches Jägerhaus, und die untere Saline mit Renaissancegiebel, erbaut von Gr. Philipp von Hohenlohe gegen Ende des 16. Jahrhunderts. Das Gradirhaus daneben ist jetzt eine Scheuer, aber theilweise abgebrochen. Diese untere Saline, in einer grünen Aue gelegen auf dem rechten Kocherufer wenige Minuten unterhalb Weißbach, ist jetzt in Privathänden und wird gegenwärtig nicht benützt.

Die Haupterwerbsmittel der Einwohner sind Ackerbau, Viehzucht und Weinbau; die Obstzucht hebt sich. Der Gewerbebetrieb ist verhältnismäßig stark, besonders gegenüber den Orten auf der Höhe. Der Wohlstand ist dagegen geringer als auf der Höhe. Der größte Grundbesitz ist 60 Morgen, der Mittelmann hat 10–30 Morgen; die Ärmeren 1–10 Morgen. Die Ortsbürger besitzen auf der Markung Forchtenberg 60–70 Morgen Äcker und Wiesen, auf der Markung Crispenhofen etwas Wald, auf der Markung Niedernhall Wiesen und Äcker.

Die kleine Markung hat einen fruchtbaren Boden, vorherrschend Humus und Kalkerde, im Thal auch Sand enthaltend,

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 854. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_854.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)