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Als Ferdinand III. Heilbronn eingenommen, eilte Diemer zu ihm, wegen Restitution der Klostergüter zu bitten. Am 4. Oktober gegen Abend kam K. Ferdinand selbst (3. Okt. Quartier in Neuenstadt) und lagerte sich mit seinem Heer auf der Eschenau. Die Mönche baten ihn nach dem Gottesdienst am 5. Oktober um ein Restitutionsedikt. Deshalb nahm Ferdinand den Diemer mit nach Boxberg, wo er ihm am 6. Oktober das Edikt zustellen ließ. Jetzt giengs nach Neuenstein, wo das Schloß unter Leitung des Baron de Soye rein ausgeplündert wurde. Die Mönche brachten die Orgel, das Archiv, Reliquien und Bilder zurück. Inzwischen hatten die auswärtigen 5 Mönche am 16. Mai 1634 in Wettingen in der Schweiz den 27 jährigen Christoph Haan zum Abt gewählt. Die Mönche in der Heimat aber erkannten die Wahl nicht als kanonisch an. Als Haan am 21. Oktober mit dem Prior Val. Opilio aus der Schweiz nach Schönthal kam, fand er verschlossene Thore. Man ließ ihn nicht ein, bis er abgedankt hatte. Haan machte am 24. Dezember einen neuen Zug nach Neuenstein mit Baron de Soye und holte noch Weiteres aus dem Schloß. Am 5. Februar 1635 kam es unter der Leitung des Walkenrieder Abts Christoph Kölichen zu einer neuen Wahl, aus der Leonh. Meynhard als Abt hervorgieng. Haan mußte sich vorerst mit dem bescheideneren Amt eines Pistrinarius begnügen, wurde aber am 16. Oktober Prior und am 28. Oktober 1636 wirklich Abt (Donauesch. Chr.). Dieser Mann, welcher bald in seinem Werth von dem ganzen Orden anerkannt wurde, weshalb er verschiedenemal mit Visitationen beauftragt wurde, so 1642 von einem in Schönthal gehaltenen Kapitel mit der Visitation der Schweiz und dann der ganzen Kongregation, mußte die manchfachsten Drangsale erleben. 1639 21. September flüchtete er mit dem Konvent vor Königsmark, der bis Würzburg drang, nach Heilbronn. Das Jahr darauf lag eine Kompagnie Reiter Joh. von Werths 51/2 Monate in Schönthal, ihr Anführer Trauschwitz drang auf den Abt mit dem Degen ein. 1643 lag das schwedisch-französische Heer vom 2. Januar bis 4. Februar in Schönthal, der Abt war mit dem Konvent nach Heilbronn geflüchtet. Nach Ostern brach unter den Mönchen eine Kolik aus, welche trotz aller Arzneien (500 fl. Kosten) bis 1645 dauerte und auch den Abt ergriff. 1644 erhoben die Baiern des Klosters Früchte und Zehnten, so daß die Mönche Mangel litten, während die Krankheiten fortdauerten.

Am 26. Februar 1645 überfiel plötzlich der schwedische General Rosen mit seinen Offizieren das Kloster, mit Mühe entkam der Abt Nachts über die Mauer nach Würzburg. Das Kloster wurde geplündert. Nur die Fürbitte Reinhards von Berlichingen rettete das Kloster vor dem Untergang, als sich das schwedisch-französische Heer am 9. Juli in Schönthal und Umgegend zusammenzog, dagegen brannte der Klosterhof und die Kellerei in Wimmenthal am 21. Oktober nieder.

Auch die kaiserliche Armee unter Erzh. Leopold Wilhelm, welche bei Öhringen stand, plünderte das Kloster und seine Unterthanen (Bauer).

Im Jahr 1646 wurde Schönthal 2mal von den Schweden unter Wrangel von Neidenau aus und unter Königsmark von Neuhaus aus heimgesucht, der Abt wurde verjagt und mußte in Konstanz, Baden im Aargau und Bregenz sich aufhalten. Am 1. Februar 1647 zurückgekehrt, traf er nur noch wenige Mönche mit dem Prior Schüll im

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 801. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_801.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)