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Lichnowsky 8, 674 f., was Maximilian I. auf Bitten Konrads von Berlichingen am 15. April 1491 bestätigte. Für spätere Zeiten war verhängnisvoll, daß Maximilian am 12. Dez. 1495 das Kloster unter den Schutz des Erzstiftes Mainz stellte, Lünig 16, 95, was nach Mone Quellen 4, 160 mehr den Gegnern als dem Kloster zugut kam. Seitdem erschien der Amtmann von Krautheim zu jeder Abtswahl mit Militär und übernahm die Thorschlüssel und die einstweilige Oberaufsicht über das Kloster.

Die neue Zeit machte sich auch in Schönthal geltend. Man schickte die jungen Konventualen zum Studium auf die Universität Heidelberg (was 1503 durch das Generalkapitel verboten worden zu sein scheint, Mone Quellen 4, 160). Abt Erhard Oeser hat dort seine Bildung geholt.

Über Schönthals Geschick im Bauernkrieg s. den allgem. Theil S. 239 ff.

Die Reformationsbewegung ließ Schönthal nicht unberührt. Heftiger Streit erschütterte besonders unter Abt Elias Wurster 1535–37 das Kloster, so daß sein Nachfolger Seb. Stattmüller über seine Erwählung äußerte: Me patrem patrum fecit discordia fratrum.

Die inkorporirten Pfarreien Neuenstadt und Sülzbach, ebenso Sindringen giengen dem Kloster verloren. Manche Mönche traten zu den Evangelischen über, so 1526 schon der Verwalter des Schönthaler Hofs in Heilbronn (Donauesch. Chr.). Die Kapelle in Hall wurde 1534 geschlossen, die Propstei in Mergentheim wagte man 1548–61 wegen höchster Gefahr des Abfalls nicht zu besetzen (Donauesch. Chr.) und ebenso blieb die Kapelle des Klosters in Heilbronn propter proximum perversionis periculum von 1526–1624 ohne geistliche Bedienung. Die Unterthanen des Klosters in Weldingsfelden (s. d.) und Simmringen, OA. Mergentheim, wurden evangelisch. Auch in den Pfarreien von Schönthals nächster Umgebung scheint die evangelische Richtung sich geltend gemacht zu haben. 1550 klagt B. Melchior Zobel von Würzburg bei Kaiser Karl V., daß der Abt von Schönthal seit vielen Jahren keinen Pfarrer auf die ihm untergebenen Pfarreien präsentire. Arch. f. Unter-Mainkreis 3, 3, 123. Der Abt Seb. Stattmüller leistete dem Eindringen des Protestantismus Widerstand, „prout potuit“ Mone Quellen 4, 162, war aber selbst Familienvater ib. Die Klöster, in welchen der Abt das Visitationsrecht hatte, Gnadenthal und Billigheim[1], Mone Quellen 4, 168, giengen für das Kloster verloren.

Mit den Grafen von Hohenlohe war trotz der Glaubensverschiedenheit Ende des 16. und Anfangs des 17. Jahrhunderts ein freundliches Verhältnis. Man vereinigte sich über gegenseitige Abtretungen zur Abrundung des Besitzes. Graf Wolfgang schenkte dem Abt 1603 einen silbernen vergoldeten Becher, in dem 3 kleinere waren. Mit großer Weitherzigkeit beließ man bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts den evangelisch gewordenen Herrn v. Berlichingen ihr Erbbegräbnis im Kloster.

Aber unter dem Einfluß des Bischofs Julius und den Wirkungen des beginnenden dreißigjährigen Kriegs begann eine größere Strenge


  1. Schönthal hatte nach Kremer auch in Seligenthal von Bronnbach, in Lichtenstern von Maulbronn das Visitationsrecht erworben.
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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 799. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_799.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)