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Über die Jagst führt beim Ort eine schöne breite steinerne Brücke, deren westlichster kühner Bogen seiner Zeit viel bewundert wurde; an der Südseite eine Sonnenuhr. Nachdem 1573 die hölzerne Brücke zum vierten mal vom Eis hinweggeführt worden war, ließ Abt Theobald eine steinerne aufführen. Zuerst berief er einen Haller Baumeister, der sie in 5 Bogen aufführte, aber als die Bogengestelle weggenommen waren, fiel das größte Joch ein. Das Jahr darauf erbaute der tüchtige Meister Michael Kern von Forchtenberg 1609 die jetzige Brücke. (Schönhuth S. 148. 149. Pfaff u. Donauesch. Chr.) Kerns Brustbild, das unterhalb der Brücke angebracht war, wurde 1880 aufgefunden und an besserer Stelle auf der Brücke angebracht. Dasselbe ist leider verstümmelt, trägt aber die Inschrift: Michel Kern Burger zu Forchtenberg werckmeister diser Brucken. 1609. In der rechten Hand hält er den Zirkel; reiches Haar und starker Vollbart zeichnet ihn aus. Es ist dies Michael Kern II. (vergl. Klemm in den W. Vierteljahrsheften für Landesgeschichte S. 163 f.). Derselbe fertigte ohne Zweifel das schöne Grabmal seiner Eltern auf dem Kirchhof des nahen Forchtenberg.

Mit Wasser ist der Ort Schönthal und die Parzellen reichlich versehen. Das Trinkwasser ist gut. An Brunnen sind im Gem.-Bezirk laufende 6, Pumpbrunnen 4, Schöpfbrunnen 2. In einer eisernen Röhrenleitung wird von den Brunnenäckern und dem Honigwäldchen gutes Wasser in das Seminar und in andere Staatsgebäude geleitet. Früher bestanden auf der Markung viele Seen, welche jetzt trocken gelegt und als Wald und Wiesen benützt sind, besonders um Neusaß und Halsberg. Weiher sind in Halsberg 2, Neusaß 1, in Rossach 2. Außer der Jagst fließen auf der Markung nur kleine Bächlein, das Thierbächlein von Halsberg zur Jagst, das Laub- und das Sallenbächlein bei Neusaß. Lehmgruben sind in Rossach und Schönthal, letztere unbenützt. Erdfälle sind keine außer einer jetzt fast ausgefüllten Einsenkung am Fußweg nach Neusaß vorhanden.

Von öffentlichen Anstalten befinden sich in Schönthal: 1. eines der 4 evangelisch-theologischen Seminare zur Heranbildung von Geistlichen, nunmehr für das Alter von 14–16 Jahren bestimmt. Mit dem sechzehnten Jahr tritt der Kurs ins Seminar Urach über. Am Seminar arbeiten 3 ständige Lehrer, der Ephorus und 2 Professoren, und 2 unständige, die Repetenten, sowie 1 Musik- und Zeichenlehrer. Auch ist ein Seminararzt bestellt. Die Geschichte des Seminars s. unten; 2. eine evangelische und

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 793. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_793.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)