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Hier wurde die Klosterapotheke untergebracht. Jetzt dient das Gebäude zur Apotheke, zur Wohnung des Revierförsters, des evangelischen Pfarrverwesers u. A. Der daneben stehende Gasthof zur Post war ursprünglich das 1701 von Abt Benedikt erbaute Waschhaus sammt Stallung. An der weiter oben östlich davon stehenden großen Scheune zwei Wappen von Abt Fuchs und Cisterz mit der Inschrift: F. Theobaldus. A. Z. S. Das Portal an dem Privathause oben an der Straße nach Sindringen, welches mit dem von Bildhauer Sommer aus Künzelsau gefertigten Benediktusbild geschmückt ist, ließ Abt Benedikt 1700 errichten als Eingang zu dem seit 1688 mit Reben bestockten Benediktusberg.


Der ganze Ort trägt den Charakter einer stattlichen Klosteranlage, deren frühere Leiter ihren Ruhm in schönen Bauten suchten. Die Straßen sind gut und theilweise mit Kandeln versehen.

Das Klima ist im Allgemeinen mild, da die Lage des Ortes eine geschützte ist.

Die Einwohnerschaft ist stark gemischt. Der Grundstock von fränkischer Bevölkerung ist klein. Die Gesundheitsverhältnisse sind sehr günstig. Die häufigsten Krankheiten sind Beschwerden der Luftwege.

Alle Eigenthümlichkeiten in Kleidung, Sitten, Gebräuche und Sprache sind vollständig verwischt.

Die Vermögensverhältnisse sind nicht ungünstig, aber mit denen anderer Orte nicht vergleichbar, da verhältnismäßig viele Beamte hier wohnen, der Grundbesitz aber fast durchaus in den Händen des Staats und des Grafen von Berlichingen sich befindet. Die eingeborenen Ortsbürger nähren sich von Gewerben und dem Ertrag ihrer eigenen oder gepachteter Güter. Der größte Grundbesitz in einer Hand, den Weiler Rossach eingerechnet, ist 90 Morgen, der Besitz des Mittelmannes 30 Morgen, der geringere Grundbesitz beträgt 3 Morgen. Auf auswärtigen Markungen besitzen die Gemeindeangehörigen ca. 200 Morgen.

Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau, Viehzucht, weniger Obstzucht. Die Gewerbe sind nur schwach vertreten. Wie oben schon erwähnt, ist beim Kloster eine Mühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang. Schildwirthschaften sind im Gemeindebezirk zwei und eine mit Wirthschaft verbundene Bierbrauerei (Klosterbrauerei) vorhanden. Eine Ziegelei wird in Rossach mit gutem Erfolg betrieben. Ein zu einer Sommerwohnung der Prälaten

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 791. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_791.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)