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Kloster eine getreue Nachbildung der Maulbronner Klosterkirche und des Konventhauses dort war. Auf dem Mittelpunkt der beiden Schiffe, des Langschiffes und Querschiffes, saß ein Dachreiter. Sie war dem Petrus, Paulus, Andreas und Joseph geweiht. Nach den Visitationsakten von 1649 (Mone Quellen 4, 168) war der vordere Theil prächtig gebaut, der hintere Theil unvollendet, da der Bauernkrieg die Vollendung hinderte. Im Jahr 1487 erwirkte Konrad v. Berlichingen dem Kloster vom Generalkapitel in Cisterz die Erlaubnis, eine Orgel zu gebrauchen und gab zu diesem Zweck selbst 200 fl. (Schönth. Chr.). 1649 besaß die Kirche 2 Orgeln. (Mone Quellen l. c.) Im 30j. Krieg war die Kirche furchtbar verwüstet, doch hatte schon Abt Sigmund angefangen die Kirche zu schmücken, er erwarb 1628 den Alabasteraltar zur h. Trinität, 1630 den Altar Johannes d. T., restaurirte die untere Sakristei, in welcher er einen Altar zur Dornenkrone errichtete, und baute die obere Sakristei (Chron. in Donaueschingen). Abt Christoph erwarb den schönen St. Bernhardsaltar (vielleicht von Leonh. oder Achilles Kern), ließ 1660 neue Glocken gießen. 1669 wurde das Schiff (major ecclesia) aus Quadersteinen von Orendelsall neu gebaut und 1680 ein neuer Hochaltar von Abt Franz zu bauen angefangen (Chron. in Donauesch.). 1682 malte der würzb. Hofmaler Oswald Onghers, ein Niederländer, das große Altarbild der Himmelfahrt Mariä (Kröll S. 64). Abt Benedikt Knüttel ließ 1684 eine große Orgel verfertigen und über dem großen Portal anbringen, das mit einem Gewölbe überbaut wurde (Schönh. 167). Aber der auf Prunk und äußere Pracht gerichtete Mann, der 1701 angefangen ein neues Konventsgebäude aufzuführen, ließ 1707 die altehrwürdige Kirche abbrechen und am 27. Febr. 1708 anfangen, das Fundament zu einer neuen Kirche und zwei stolzen Glockenthürmen zu graben. Am 20. Mai weihte er den ersten Stein. Da das Fundament sich als schlecht erwies, um die gewaltige Last zu tragen, mußten mit Eisen beschlagene Pfähle bis zu 32′ Tiefe eingerammt werden. Die Pläne zu Knüttels Bauten machte der berühmte Balth. Neumann, der Erbauer des Schlosses in Würzburg und der Klosterkirche zu Neresheim. Der erste Baumeister war Konrad Dunzenhofer aus Waldsassen (bair.), mainzischer Baumeister, nach dessen frühem Tod der bisherige Balier Jakob Ströhlein aus Gmünd die Bauleitung übernahm. Vollendet wurde der ganze Bau von dem Schwager Ströhleins, der 1711 gestorben war, dem Baiern Bernhard Schüßler, welcher

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 783. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_783.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)