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hatten. Durch Verwandtschaft mit diesen Familien bekamen auch andere Edle wie die Reinoldsbrunn und Ehrenstein theil. Die Lehensherrlichkeit war nach dem Aussterben der Herrn von Bocksberg an die Grafen von Hohenlohe gekommen. Auch Hirsau, Komburg, St. Burkard in Würzburg besaßen eine Zeitlang Güter in Kessach, Reg. 1090, 1400, 1333. Allmählich aber erwarb Schönthal das ganze Dorf, in welchem es schon 1176 eine grangia hatte. Das Gericht im Dorf stand Schönthal zu; die Cent war mainzisch, und zwar gehörte Ober-Kessach zur Cent Krautheim, während Hopfengarten zur Cent Osterburken (Burkheim), Weigenthal zur Cent Möckmühl zählte. Zoll und Geleit gehörte ebenfalls Mainz, das in Ober-Kessach einen Zollstock hatte. Die niederste Buße kam dem Schultheißen zu und betrug 40 Heller, die anderen Bußen 71/3 Schill. oder 3 Pfd. gehörten der Herrschaft zu Schönthal, die höchste Buße war 10 Pfd. oder 1 fl. 15 kr., wovon 10 Batzen der Herrschaft, das übrige der Gemeinde zustand. Das Klaggeld betrug 6 Pf. Die Fischerei und die Jagdgerechtigkeit gehörte dem Kloster. Das „Hasengut“ mußte den Jägern bei Jagden die Atzung geben und war dafür gültfrei. Die Kessacher mußten dabei frohnen und bekamen dafür 1 Laib Brot. Unter den Gütern erscheint eine Schenkenhub, ein Ottersbachhof, ein Propstgut.

Von der Schafweide gab die Gemeinde dem Kloster 21/2 Ctr. Käse. An der Holzbuße hatte das Kloster nur ein Drittel, die Gemeinde zwei. Die Pfarrei hatte ein Widdum, aber von 1583 an bekam der Pfarrer vom Kloster 8 Malter Korn, 8 Malter Dinkel, 8 Malter Haber, 8 Eimer Wein und den kleinen Zehnten. Den großen Zehnten bezog das Kloster und den Lämmerzehnten halb. Die Bauern mußten die Lämmer bis Joh. Bapt. halten. (Jurisdiktb. im Kameralamt Schönthal.)

Im Bauernkrieg litt das Dorf schwer durch Mezler von Ballenberg. Mit den Schönthalischen Besitzungen wurde auch Ober-Kessach von Gustav Adolf 1632 an Kraft von Hohenlohe geschenkt und bekam einen evangel. Pfarrer (Kirchenbuch von Oberkessach von alter Hand „Hollah, Herr Stiefbruder“) und kehrte im Oktober 1634 wieder unter das Schönthalische Regiment zurück. 1802 mit Schönthal württembergisch geworden, wurde es durch den Epurationsvertrag v. 1804 an die Fürsten v. Salm abgetreten, die aber ihre Besitzungen wieder an Württemberg verkauften.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 764. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_764.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)