Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 755.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

1647 5. April wurde nämlich das Pfarrhaus von der schwedisch-französischen Armee verbrannt, während das Gotteshaus, neben welchem schon ein Kirschbaum in Flammen stand, verschont blieb. Pfarrer M. Alt baute die Scheune auf und begann den Hausbau. Sein Nachfolger Hausherr stellte das Baumaterial bereit, kam aber fort, ehe er den Bau vollenden konnte, so wurde das Pfarrhaus 1653 von Pf. Johann Balthasar erbaut. Pf. Kraus, Dr. Jur. utr. und Dekan, suchte für eine Gemeinschaft von Weltpriestern eine Niederlassung zu gründen, indem er auf dem Stall des Pfarrhofes eine Wohnung für diese Gemeinschaft herstellte, welche mit dem Pfarrhaus durch einen heute noch sichtbaren Gang verbunden war. Doch mußte er auf Ausführung seines Planes verzichten und zog sich auf seine eigenen Güter nach Aschhausen zurück (Pfarrakten).

Für die Baubedürfnisse des Pfarrhauses ist ein eigener Baufond gegründet, früher lag die Baulast auf der Pfründe.

Das kleine, einstockige Schulhaus enthält die Wohnung für einen Lehrer und das Schulzimmer. Es steht auf der Ostseite der Kirche vor dem Pfarrhause. Das unscheinbare Gebäude entspricht kaum dem Bedürfnis. Die Baupflicht hat die Gemeinde. An der Schule steht ein Lehrer. Eine Schule bestand schon 1610; denn 1663 starb Schulmeister Wolz, der 53 Jahre Schullehrer war. Das Haus, von Privaten erkauft, wurde nach und nach erweitert.

Das Rathhaus, ein von der Gemeinde erkauftes, altes Privathaus, unweit der Kirche jenseits des Baches, entspricht dem Bedürfnis hinreichend. Neben dem Rathhaus steht die alte Kelter, an welcher ein Kreuz eingemauert ist mit der Jahreszahl 15T38. T ist vielleicht das Zeichen des Klosters Tückelhausen, welchem erst die Kelter gehörte, wie auch die in Unter-Ginsbach. Über diese Erwerbung und die Veräußerung an die Herrn v. Stetten fehlen weitere Nachrichten, vielleicht kam sie von der Klause in Neunkirchen an Tückelhausen.

Am Hause des Mich. Haas steht noch ein kleiner Wappenschild und die Inschrift M. B. 1599. Vielleicht bezieht es sich auf Margareta Braunegg, die 1639 mit ihrem Manne Bernhard oder Leonhard als Wohlthäterin der Kirche genannt wird.

Mit gutem Trinkwasser, das in einer steinernen Leitung herbeigeführt wird, ist der Ort reichlich versehen. Es sind ein laufender, ein Schöpfbrunnen und drei Ziehbrunnen vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 755. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_755.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)