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Rundbogenfenster auf jeder Langseite, die jetzt zugemauert sind. Das südliche Seitenschiff wurde im 15. Jahrhundert auf den Grundmauern des alten romanischen Baus aufgeführt. Das nördliche bekam beim Umbau dieselbe Breite wie das Mittelschiff. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die nördliche Kirchthür mit flachem, gedrücktem Eselsrücken trägt die Jahrzahl 1520 mit den Wappen von Mainz und Hohenlohe.

Das Mittelschiff hat 2 ungewöhnlich weit gesprengte Arcaden von 6,44 Meter. Am nördlichen Mittelpfeiler ist in der Höhe von 8′ ein festgeschlungener, mit einem Holz gespannter Strick ausgehauen, womit der Meister die Festigkeit des kühnen Baus ausdrücken wollte.

Der Chor ist quadratisch angelegt, die nördliche und südliche Seitenwand durchbrochen für eine unmittelbare Verbindung der beiden Seitenkapellen mit dem Chor. Leider wird er durch den Orgeleinbau ganz verstellt. Ein Sakramenthäuschen von guter spätgothischer Arbeit ist theils verstümmelt, theils durch die Orgel verdeckt.

Die südliche Seitenkapelle mit dem Altar St. Martini und Nikolai hatte ein einfaches Kreuzgewölbe, die nördliche ein Netzgewölbe und einen Altar der hl. Katharina. Eine alte Predella mit einer guten, aber schlecht restaurirten Darstellung des Abendmahls ist in derselben erhalten.

Die Sakristei auf der Nordseite stammt aus derselben Zeit, wie das nördliche Seitenschiff, sie hat ein Gewölbe mit Kreuzgurten. Das südliche Portal ist durch vielfach über Eck gesetztes Stabwerk geziert und hat auf dem Sturz ein Steinmetzzeichen. 1866 wurde ein neuer Taufstein hergestellt. Reste eines alten spätgothischen sind im Pfarrgarten aufbewahrt. Im Jahr 1872 wurde die Kirche einer gründlichen Restauration unterzogen, ein neuer Altar aus Stein hergestellt mit einem vergoldeten Kreuz, das F. Huber stiftete. In den Nischen der Kanzel wurde Christus mit den 4 Evangelisten von Em. Weißer gemalt.

An Grabmonumenten in und außerhalb der Kirche sind zu nennen: 1. eine Holztafel mit der Inschrift: Anno dni. MDCVIIII. am 23. tag Nov. starb der edel und ernvest Ludwig von Morstein, der Zeit Amtmann zu Neuenstein d. G. gn. u. b. s. Anno dni MLXXI. am 27. tag Aprilis starb die edel und tugendsam Fraw Maria Jacobe v. Morstein, geborne vom Stein vom Reichenstein etc. mit dem Monogramm A. T. B.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 730. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_730.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)