Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 721.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mainzer und würzburger Besitzungen von Gustav Adolf geschenkt bekam, wurde der katholische Gottesdienst inhibirt, Nagelsberg wieder Filial von Künzelsau. Nach dem Künzelsauer Taufbuch war der Pfarrer Otto schon Juni 1633 abgeschafft. Doch ist nur von Febr. 1634 bis Oktober eine Lücke im Kirchenbuch, Pfarrer Otto scheint in der Stille doch noch in Nagelsberg bis Febr. 1634 geblieben zu sein. Ende Oktober kehrte er wieder, wie das Kirchenbuch zeigt. 1772 wurde die Stelle eines Amtskellers aufgehoben und das Amt Nagelsberg mit Krautheim verbunden, aber schon 1778 wurde es wieder von Krautheim getrennt und zur Amtsvogtei gemacht, die aber 1801 wieder von Krautheim aus versehen wurde. 1802 kam Nagelsberg durch den Reichsdeputationshauptschluß vom 23. Nov. §. 189 an Fürst Friedrich Ludwig von Hohenlohe als Entschädigung für seine Gebietsverluste im Gäu. Nagelsberg kam zum Amt Ingelfingen. 1806 im August kam Nagelsberg mit Hohenlohe-Ingelfingen an Württemberg.

Um 1376 muß Nagelsberg vom Burggrafen Friedrich von Nürnberg in der Fehde mit den Grafen von Hohenlohe belagert und eingenommen worden sein. Mon. Zoll. 4, 389. 5, 145.

Am Bauernkrieg nahmen auch die Einwohner von Nagelsberg Antheil und halfen die Burgen des Deutschordens, Scheuerberg und Horneck, brechen. Oechsle Beiträge zur Geschichte des Bauernkriegs S. 114. Die geistige Bewegung jener Zeit zündete auch in Nagelsberg. Heinz Schäfer von Nagelsberg schlug sich 1525 zu den Wiedertäufern. Daher hieß eine Wiese auf Scheuracher Markung die Wiedertäuferswiese. (Öhr. Arch.).

Die Drangsale des 30jährigen Krieges waren in Nagelsberg hart. 1634 war die Quartierlast schwer. Zwei Kompagnien Soldaten lagen in Nagelsberg. Da der Haber ausgegangen war, fütterten die Soldaten den Pferden oft Brot. Zugleich kam die Pest, welche vom 1. August bis 31. Dezbr. 1634 35 Personen wegraffte. Die folgenden Jahre waren Theurungsjahre. Die Pest zeigte sich immer wieder. 1637 starben 29 Personen. Einquartirung und Überfälle mit Erpressung dauern fort. Im Nov. 1637 wurde die Gattin des Amtskellers Hilker von einem kaiserlichen Soldaten erschossen. Über die Einquartirung der folgenden Jahre sei noch bemerkt: In Nagelsberg und Umgegend lagen 1640 Sommer bair. Reg. Gailing, Dezember kaiserl. und bair. Truppen, 1641 Frühling

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 721. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_721.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)