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in Blaufelden und endlich Pfarrer in Gerabronn. Während der hohenlohischen Herrschaft 1632–34 blieb Mulfingen beim katholischen Glauben.

Den Kirchsatz der Pfarrei hatten die Grafen von Hohenlohe und von ihnen als Lehen bis 1329 die Herren von Gabelstein s. Reg. 1319. ca. 1381 übergab Kraft von Hohenlohe den Kirchsatz dem Stift Möckmühl. Nach der Reformation des Stifts zog der Bischof von Würzburg das Kollaturrecht 1568 an sich, nach dem Tod des letzten von Würzburg ernannten Pfarrers Back die Krone Württemberg, während Hohenlohe-Jagstberg es ansprach. Jetzt hat der Bischof von Rottenburg die Kollatur.

Die Pfarrei Mulfingen besaß den Zehnten zu Carleshausen, bei Jagstberg abgegangen, und Zaisenhausen, groß und klein ganz, zu Simmetshausen zwei Drittel des großen und ein Halb des kleinen, zu Mäusberg ein Halb, zu Simprechtshausen zwei Drittel des großen Zehnten, der von einem Pfarrer für 21 fl. Goldgulden an Möckmühl versetzt, aber nicht mehr eingelöst wurde. Die Ortssage, daß die Kirche früher in Niedermulfingen gestanden, und daß die größte Glocke dort ausgegraben worden sei, ist ohne Grund.

Neben der Pfarrei bestand eine 1405 von Ulrich v. Dierbach und Konrad Erler von Niedermulfingen gestiftete Frühmesse zu St. Leonhard, welche aber im 16. Jahrhundert nach Jagstberg übertragen wurde. s. Jagstberg.

Im Jahr 1511 wurde unter Beihilfe des Amtmanns Zeisolf von Rosenberg zu Jagstberg die St. Annakapelle an der Quelle unterhalb Jagstberg, welche als Gesundbrunnen galt und von vielen besucht wurde, erbaut. Die Legende erzählt von wunderthätigen Wirkungen des Wassers, das aber in der Reformationszeit seinen Ruf verlor. 1551 gestattete Bischof Melchior Zobel dem Jäger Pankr. Nuß, auf der Kapelle sich eine Wohnung zu bauen. Pflaster und Boden wurde aus der Kapelle gerissen, neben dem Brunnen eine Scheune gebaut und der Brunnen verschüttet. Das Opfer der Kapelle nahm Nuß zu sich. Der Keller Joh. Arnold zu Jagstberg, ein eifriger Förderer des kath. Glaubens, stellte die Kapelle 1596 Oktob. bis Dezember wieder her. Er gab selbst 200 Rthlr. dazu. Der zweite Mann der Witwe Nuß, Johann Dilling, mußte die Stelle des Brunnens anzeigen. Nachdem am 28. Dez. der erste Gottesdienst gehalten worden, wurde am 29. Dez. die Quelle wieder

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 699. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_699.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)