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Strohflechter und Wannenmacher. Innerhalb des Ortes sind 2 Mühlen, die die Wasserkraft der Jagst benützen: eine Kunstmühle auf dem Wöhrd mit 4 Mahlgängen, 1 Gerbgang, Ölmühle, Schneidmühle und Hanfreibe, die zweite mit 3 Mahlgängen, 1 Gerbgang, Ölmühle und Hanfreibe. An der Ette auf der Markung des abgegangenen Ortes Niedermulfingen steht die Bachmühle mit 2 Mahlgängen, 1 Gerbgang und Schwingmühle. Auch eine Ziegelei ist vorhanden. Dem größeren Gewerbebetrieb und Verkehr entspricht eine größere Zahl von Wirthschaften. Es bestehen 6 Schildwirthschaften, von denen zwei mit Bierbrauereien verbunden sind, ein Kaufladen und zwei Kramläden.

Von den unter würzburgischer Herrschaft aufgenommenen Israeliten (nähere Zeit der Aufnahme unbekannt) ist nur noch eine Familie vorhanden. Die Israeliten, früher „Schutzjuden“ genannt, mußten anstatt der jura stolae an das Pfarramt ein Neujahrsgeld bezahlen (laut Decrets von Würzburg 10. Nov. 1695 Pf.-Registratur). Die Leichen der Israeliten wurden früher nach Unterbalbach (bad. Amt Tauberbischofsheim) gebracht, seit 1850 nach Hohebach.

Dem Verkehr dienen die guten, von der Amtskörperschaft und der Gemeinde erbauten und zu unterhaltenden Straßen nach Ailringen-Hohebach und Heimhausen, nach Simprechtshausen, Ochsenthal und Jagstberg-Künzelsau. Über die Jagst führen zwei steinerne und eine hölzerne Brücke, letztere ein Stück der Besigheimer Eisenbahnbrücke, bei der St. Annakapelle, 2 steinerne Brücken über die Bäche und zwei über zwei Klingen, 1 hölzerner Steg über den Roggelshäuser Bach. Sämmtliche Brücken und Stege mit Ausnahme der sog. äußeren Jagstbrücke hat die Gemeinde zu unterhalten. Die äußere Jagstbrücke unterhält Mulfingen in Gemeinschaft mit Jagstberg.

Die große, unregelmäßig gebildete Markung ist im Allgemeinen fruchtbar. In den Thälern ist der Boden schwer, humusreich und tiefgründig, theilweise sandig, auf den Gehängen leicht, hitzig und steinig, mit Lehm oder Kalkerde, auch Thon vermischt. Das Klima ist für das Gedeihen sämmtlicher Gewächse günstig.

Der Wiesenbau ist stark ausgedehnt, das Futter durchaus gut. Wässerung haben ca. 60 Morgen. Die Wiesen sind zwei-, auch dreimähdig. Ihre Wiesen verpachtet die Gemeinde um 1200 M. jährlich.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 695. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_695.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)