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Die Kirche am Südostende des Dorfes hart an der Straße nach Kocherstetten ist St. Alban und St. Wendelin geweiht. Sie bildet ein rechteckiges Viereck, den Chor der 3′ schmälere Thurm. Schiff und Thurm sind massiv aus Kalkstein gebaut mit je einem Stock aus Fachwerk. Das Innere mit 2 Emporen ist schmucklos aber freundlich hergerichtet. Während das Schiff flach eingedeckt ist, hat der Chor ein Kreuzgewölbe. Der Triumphbogen war ursprünglich ein Rundbogen, ist aber in Spitzbogen umgehauen. Früher hatte die Kirche wie heute der Thurm nur einige Mauerschlitze, die Fenster sind erst vor 40 Jahren eingebrochen. Der massige Bau scheint zugleich als Burg des Dorfes angelegt zu sein. Er hat nur einen Eingang gegen Westen, an dem sich einige Zeichen, mit einem plumpen Steinmetzzeichen finden. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken mit folgenden Inschriften:

1. Durs Feuer flos ich, Meister Adam Iligan von Dinkelspeil gos mich 1626.

2. In Gottes Namen gos mich Johann Leonhard Lösch von Morsbach Gott zu Ehren, dem Nächsten zu dienen. Joh. Lorenz Eheim Sch. (Schultheiß) Hans Leonh. Rüger, Hans Georg Jacob, beide Heiligenpfleger, G. Unbehauen (Schulmeister) 1737, mit 2 Stettenschen Wappen.

3. Alle gute Ding sind drei, darum daß alles gut sei, goß man mich 1737.

Das Schulhaus, 1766 erbaut und 1870 neu eingerichtet, enthält ein Lehrzimmer und die Lehrerswohnung, liegt freundlich an der Hauptstraße und der zur Brücke führenden Dorfstraße. Weiter unten im Dorf ist das neuerdings von der Gemeinde gemiethete Rathhaus. Früher war die Rathstube im Gasthof zum Hirsch.

Die Häuser sind im untern Stock meist aus Werksteinen von Muschelkalk, im zweiten Stock von Fachwerk und mit verschiedenen Farben getüncht. Die Gemeinde besitzt eine Kelter mit 10 Bäumen, ein Armenhaus und Schäferhaus, die mit einander verbunden sind. Die Dorfstraßen sind theilweise gekandelt. 5 Brunnen geben gutes, etwas kalkhaltiges, aber reichliches Wasser. Davon sind 2 Pumpbrunnen und 3 laufende Brunnen.

Früher hatte die Gemeinde 2 Seen in der Nähe des Waldes Oberholz, dieselben sind seit 1770 ausgetrocknet und zu Wiesen angelegt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 685. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_685.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)