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ermunternd, doch fehlt es bei den „kleinen Leuten“ an den Mitteln, dem Vorbild durchaus zu folgen.

Neben dem Dünger und der Jauche, für deren Sammlung allmählich rationellere Anstalten nach dem Vorbild der Herrschaft getroffen sind, wird Gyps, Asche und künstlicher Dünger angewandt. Die Gutsherrschaft benützt alle Arten von verbesserten Ackergeräthen, die Ortsbürger haben durchweg eiserne Eggen, vielfach Futterschneidmaschinen und in Gemeinschaft Dreschmaschinen mit Göpel. Die Gutsherrschaft hat die Wechselwirthschaft in 7 und 8facher Rotation eingeführt, die Bürger behalten die Dreifelderwirthschaft mit Anbau der Brache zu 3/4 bei. Man baut in der Brache Klee, Kartoffeln, Futterkräuter. Für den Handel baut die Gutsherrschaft Reps.

Der Boden ist stark lehmhaltig, daher schwer zu bebauen, aber er ist tiefgründig und im allgemeinen fruchtbar, doch findet sich auch leichte Ackerkrume mit steinigem Untergrund. Sämmtliche Halmfrüchte, aber auch die Ölgewächse gedeihen gut. Da die Wiesen nicht ausgedehnt sind, so werden viel Futterkräuter, (rother Klee, Luzerne und Esparsette, engl. Raygras, Hopfenklee) gebaut. Der Weinbau gilt als Nebensache.

Der Obstbau ist bedeutend. Besonders gerathen die späteren Sorten.

An Wald besitzt die Gemeinde nur einen Morgen Laubgebüsch mit kaum zu nennendem Ertrag.

Eigentliche Weiden sind ganz unbedeutend. Diese wie die Brach- und Stoppelweide werden von der Gutsherrschaft mit einheimischen Schafen befahren. Als Pachtentschädigung für ihren Theil an der Weide erhält die Gemeinde die Pferchnutzung von 3 Monaten, was 300–350 M. abwirft. Die Allmanden werden mit der Weide verpachtet. Die wenigen Güterstücke der Gemeinde geben ein Pachtgeld von 10–12 M.

Pferde hält nur die Gutsherrschaft in größerem Maß.

Die Viehzucht ist in erfreulichem Fortschritt, da die Gutsherrschaft für gute Nachzucht sorgt und jährlich 30–50 Stück mästet.

Die Herrschaft hat eine Stammschäferei von 300–350 Mutterschafen des Frankenstamms.

Für Fischzucht wird seit einigen Jahren der große See im Schloßgarten benützt, derselbe ist mit Karpfen besetzt.

Alterthümer. Auf dem Rücken zwischen dem Meßbach- und Ginsbachthale findet sich das Gewand Birkgraben. Die

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 679. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_679.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)