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Auf einer kleinen Anhöhe liegt die der h. Trinität geweihte Kirche mit ihrer eindruckvollen Front. Die ganze Kirche ist im Zopfstil des vorigen Jahrhunderts (Jesuitenstil) gebaut und erinnert in ihren Formen an die Schönthaler Klosterkirche und die Kreuzkapelle. Die runden, weichen Formen und Linien, vereinigt mit der ansehnlichen Höhe des Schiffes und Chores, berühren nicht unangenehm, obgleich der Bau gar nicht den Regeln kirchlicher Baukunst entspricht und auch nicht geostet ist. Die Schauseite des Baues geht gegen die Straße nach Osten. Es folgt ein hohes, helles aber verhältnismäßig kurzes Schiff mit einer reich mit Stuckatur gezierten Decke und einem Deckengemälde: der heil Borromäus die Sterbsacramente den Pestkranken in Mailand reichend. Der hochgewölbte, rundabschließende Chor hat ein Deckengemälde: der heil. Augustin und das Knäblein am Meere. Die Kirche hat neben dem Hochaltar noch 2 Seitenaltäre, der h. Maria de bono consilio und S. Joseph geweiht. Auf dem Altar der Maria befindet sich eine gelungene Nachbildung eines berühmten Gnadenbildes Maria de bono consilio. Die Altäre stehen in ausgebauchten Nischen von Muschelform. Die Kirche wurde 1776 erbaut und muß im Inneren schon 1776 fertig geworden sein, denn die Malerei in der Kirche wurde 1776 nach der Inschrift „M. Gündter pinxit 1776“ ausgeführt. Vollendet aber scheint sie nach der folgenden Inschrift, welche zugleich den Erbauer nennt, 1777. Auf der Schauseite der Kirche über dem Haupteingang findet sich eine große Tafel mit dem v. Eybschen Wappen und der Inschrift: Trino unique Deo, Deiparae de bono consilio, Josepho Christi nutritio templum hoc suis excitavit sumptibus Friedricus Carolus L. B. ab Eyb, Baliviae Franconiae Archicommendator jubilatus, anno quo vixit LXXV, quo scripsit MDCCLXXVII. Im September 1777 wurde die Kirche von dem Würzburger Weihbischof Johann Dan. Ant. v. Gebsattel geweiht. Die Sage erzählt, der Stifter habe Deutschmeister werden wollen. Als der Plan mißglückte, sei er in die Schweiz gezogen, von woher auch die drei Altargemälde gekommen seien. Den Plan zur Kirche soll der Stifter selbst gemacht haben.

Außer dem Erbauer der Kirche Fr. K. v. Eyb † 1778 Febr. 3. haben sein jahrelang erblindeter Bruder Jul. Friedr. Franz v. Eyb, kaiserl. Kammerherr, bischöfl. Eichstädtischer Rath und Amtmann zu Arberg † 1789 Febr. 23., sein Schwestersohn und Besitznachfolger in Meßbach Ant. K. v. Thüna, würzb.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 676. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_676.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)