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Jahreszahl 1621. Im südlichen Hauptflügel ist die Kapelle zur heil. Katharina, Eigenthum des Rittergutsbesitzers Freiherrn von Racknitz, und wird von ihm unterhalten, ist aber der Gemeinde Laibach zum Gebrauch überlassen. Die Kapelle, im Stil des 17. Jahrhunderts erbaut, hat einen hübschen gothischen Hochaltar, von Benz in Gmünd 1877 aufgebaut, und ist im Innern sehr freundlich, aber klein. Über dem Portal befindet sich ein Hochrelief, den Rosenkranz darstellend, mit einem anbetenden Pabst und Ritter. Die zwei Glocken hängen nicht auf dem Schloß, sondern unten im Dorf auf einem eigenen Glockenhäuschen. Am südlichen Hauptflügel erhebt sich ein runder Thurm mit Wendeltreppe, zu den Wohnräumen der Herrschaft führend, welche von freundlichen Gartenanlagen umgeben sind.

Pfarrhaus und Schulhaus hat die Gemeinde zu unterhalten. Der Begräbnisplatz, der sich außerhalb des Ortes befindet, wurde 1862 angelegt.

Mit gutem Trinkwasser ist der Ort reichlich versehen. Es bestehen 5 laufende und ein Pumpbrunnen. Auf das Schloß wird das Trinkwasser durch Maschinenkraft in bleiernen Röhren hinaufgepumpt.

Die Gemeinde hat sich in den letzten Jahrzehnten bedeutend gehoben. Das von den früheren Grundherren aufgenommene fahrende Volk, darunter Zigeuner, hat die Gemeinde allmählich fortgeschafft und demselben unter großen Opfern zur Auswanderung geholfen; die elenden Hütten, in welchen diese Leute wohnten, wurden abgebrochen. Die um des Schutzgeldes willen aufgenommenen Israeliten sind aus dem abgelegenen Ort dem größeren Verkehr nachgezogen. Die frühere Synagoge ist jetzt ein Wohnhaus. Der Fleiß und die Sparsamkeit, welche unter der Verwaltung des verdienten Schultheißen Heßlinger sich gehoben, sind anerkennenswerth. Dennoch ist die Lage der Gemeinde eine gedrückte. Gemeindeeigenthum ist keines vorhanden. Alle Ausgaben für Kultus, Gehalt des Expositurgeistlichen, Pfarr- und Schulhaus sind durch Umlage zu decken. An die Grundherrschaft hatte die kleine Gemeinde 18.000 fl. Ablösung zu bezahlen. Der Grundbesitz der Ortseinwohner ist ein beschränkter, da die Grundherrschaft ein mit großem Güterbesitz ausgestattetes Hofgut besitzt.

Der Gewerbebetrieb ist kaum nennenswerth. Nur eine Ziegelei ist vorhanden. Es besteht eine Schildwirthschaft und

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 652. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_652.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)