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(† 1457) ausgeführt und sollte von Simon von Stetten vollendet werden (Stett. Arch.). Es heißt 1475 das neue Haus bei dem Thurm, 1491 das äußere Haus zwischen den beiden Brücken. Anfang des 18. Jahrh. wurde es abgebrochen und die Gräben ausgefüllt. An seine Stelle trat etwas abseits ein herrschaftliches Wohnhaus in französischem Stil, 1715/16 von Zimmermann Wolf von Steinbach bei Komburg aufgeführt. (K.B. v. Kocherstetten 23. Aug. 1705.) Nach einer Inschrift am Hause war der Bau 1716 vollendet.

Zwischen der Burg und dem neuen Haus steht nördlich seitab die Schloßkapelle, deren Chor dem spätgothischen Stil angehört. Über der Eingangsthüre mit schönem Perlenstab steht: der Herr segne euren Eingang und Ausgang. Die Kapelle wurde 1436 von B. Johann von Würzburg confirmirt und besaß 1438 eigene Güter, zu Herrenthierbach einen Hof und Weinberge in Bächlingen (Stett. Arch.). 1677 wurde sie bis auf den Chor abgebrochen und unter Benutzung eines alten Befestigungsthurms neu aufgeführt. Am 18. Sonnt. n. Trin. hielt der Schloßpfarrer Joh. Dav. Ines die erste Predigt darin.

Die Area der alten Burg und des äußern Hauses schließt ein Thorthurm zum Schutz der beiden gemeinschaftlichen ersten Zugbrücke ab. Auf dem Thurm ist die Wohnung des Schloßthurmwarts, Uhr und Glöckchen (von Joh. G. Lösch in Morsbach gegossen). Außerhalb dieses Thores, durch den tiefen, ausgemauerten Graben von dem Schloß getrennt, reihen sich an einander 2 große schöne Pachthöfe mit ausgedehnten Ökonomiegebäuden, ein kleineres herrschaftliches Wohnhaus und eine freiherrliche Försterwohnung. Ein alter runder Befestigungsthurm im Süden der Burg dient als freiherrliches Archiv. Das freiherrliche Haus hatte früher für sich, seine Beamten und Diener vor der Reformation einen eigenen Kaplan, nachher einen Schloßpfarrer. Zeitweilig war das Amt mit der Dorfpfarrei vereinigt, wurde aber 1805 aufgehoben. Der Dorfpfarrer hat nunmehr nach Vertrag von 1858 fünfmal des Jahrs in der Kapelle zu predigen und zweimal das heilige Abendmahl zu halten.

Schloß Stetten ist der Sitz eines der ältesten und verzweigtesten Geschlechter Württembergs. Edelfreie Herren von Stetten erschienen schon um 1090. Doch scheint kein Zusammenhang zwischen ihnen und dem 1251 (? 1166) erstmals erscheinenden Rittergeschlecht der Herren von Stetten zu bestehen, die von

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 640. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_640.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)