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Dem Durchlauchtigsten regierenden Fürsten von Hohenlohe-Ingelfingen und seiner Durchlauchtigsten Gemahlin Wilhelmine Eleonore widmet dieses Denkmal am Tage ihres 50jährigen Ehejubelfestes den 26. Sept. 1793 mit dem innigsten Gefühl von Dank und Freude ihr erstgeborner Sohn Friedrich Ludwig.

Das Klima ist im Allgemeinen mild, die Sommertage in dem Thal sehr heiß, die Nächte meist kühl. Frühlingsfröste und Herbstnebel sind nicht selten. Hagelschlag ist im Ganzen selten. Aber am 14. Juli 1873 traf ein furchtbares Hagelwetter einen bedeutenden Theil der Markung. Zur Erinnerung daran wurde ein Hagelfeiertag eingeführt. Als Wetterscheide gilt das Hochhölzle bei Niedernhall.

Außer dem Kocher, der zuweilen austritt, ohne bedeutenden Schaden zu thun, ist nur der sog. Schulklingenbach und der Bach in der Löhleinsklinge, welcher aber nur in nässern Jahrgängen fließt, auf der Markung vorhanden, 2 starke Quellen sind in den Winkelwiesen und bei den Laufgärten. Über die Mineralquelle s. S. 29, über die Bohrversuche auf Steinkohlen S. 27, über den Erdfall 1869 und 1882 S. 23. Die Brüche von Kalkstein und Sandstein dienen dem örtlichen Bedürfnis.

Mit gutem Trinkwasser ist die Stadt genügend versehen. 1879 wurde eine eiserne Brunnenleitung angelegt. 7 laufende öffentliche und 3 Privatpumpbrunnen liefern das nöthige Wasser. Der Marktbrunnen wurde 1514 errichtet. Eine Wette ist im obern Theil der Stadt.

Die Einwohner sind von mittlerer Konstitution, wie sie der herrschende mühevolle Weinbau allmählich erzeugt. Unter den Krankheiten sind Entzündungen der Athmungsorgane am häufigsten, Brüche, Leibschäden genannt, nicht selten. Über 80 Jahre sind gegenwärtig 5 Einwohner.

Es herrscht Fleiß, Betriebsamkeit und kirchlicher Sinn vor, Die Ansprüche an das Leben sind beim größten Theil der Einwohnerschaft sehr bescheiden; der gemeine Mann lebt sehr einfach. Bei dem in Folge der anhaltenden Fehljahre eingetretenen Mangel an stärkendem gesundem Getränk muß der Branntwein, der nur vorübergehendes Kraftgefühl erzeugt, dem schwer arbeitenden Volk mehr, als er in Wahrheit verdient, als Stärkungsmittel dienen.

Die Haupterwerbsmittel sind Weinbau und Feldbau. Größerer Gewerbebetrieb, Fabrikthätigkeit und die leider bis jetzt vergeblich erhoffte Ausbeutung mineralischer Schätze könnten den Wohlstand des Städtchens heben. Das Auskommen der Einwohner

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 600. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_600.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)