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früheren Rathhause sind jetzt im Besitz des fürstlichen Hauses. Beim Kirchenthor befindet sich das stattliche Schulhaus, welches 1752 neu erbaut wurde; es enthält 4 Lehrzimmer und 3 Lehrerwohnungen. Die Stelle eines Präzeptors und Diakonus an der Lateinschule ist dermalen nicht besetzt. An der Volksschule arbeiten 3 ständige und ein unständiger Lehrer. Ein weiteres Schullokal befindet sich auf der Kelter.

Seit 1863 besteht auch eine Kleinkinderschule, für welche seit 1874 ein eigenes Gebäude in der Vorstadt hergestellt ist. Außerdem ist eine Industrie- und eine Winterabendschule, eine Zeichenschule und eine Volkslesebibliothek vorhanden.

Früher befand sich die Schule in der Kelter unweit des Kirchenthors. An derselben ist folgende Inschrift angebracht:

Cum Cerere et Baccho sic tecto degit eodem
Ingelfingensis sancta Minerva scholae.
Corrigit ingluviem pietas doctrinaque tandem
Hac domita friget perniciosa Venus.
Ecquid inardescit Christo dilecta juventus
In castas veneres deliciasque pias.

Dem ausgedehnten Weinbau entsprechend besitzt die Gemeinde 2 Keltern mit zusammen 16 Bäumen. Ein öffentliches Backhaus ist vorhanden. Unter den Privathäusern ist noch zu nennen die Apotheke mit eigenthümlichem aber wenig schönem Porticus, dessen mächtige eichene Säulen allzunah am Hause stehen und deshalb die vom Baumeister beabsichtigte Wirkung auf das Auge nicht haben. Gegenüber der Apotheke am Hause des Rothgerbers Lutz ist ein sehr schönes hohenlohisches Allianzwappen in Renaissancearbeit.

An einem Hause der Altstadt ist ein Wappenschild mit der Inschrift: Albrecht Eisenmenger 1549.

Im Schloßgarten befindet sich das Denkmal, welches 1793 der damalige Erbprinz Friedrich Ludwig seinen Eltern zum Gedächtnis ihrer goldenen Hochzeit errichten ließ. Es ist ein Obelisk auf viereckigem Postament, oben eine steinerne von vergoldetem Eichenlaubkranz eingefaßte Kugel. Auf jeder Seite des Postaments war eine geharnischte Kriegergestalt in römischer Tracht mit Helm und Schild, auf der Vorderseite des Obelisken die Bronzebüste des Jubilars, darunter die Worte: Er ist mir und seinem Volke Alles. Auf der Rückseite das Jubelpaar auf einem Medaillon und darunter eine Platte mit der Widmung:

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 599. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_599.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)