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Auf dem vierseitigen Thurm, dessen schiefergedeckte Spitze achtseitig zuläuft, hängen drei Glocken. Die große trägt die Inschrift: O rex glorie veni cum pace. Lucas. Marcus. Mateus. Johannes. Die mittlere: Aliis inserviendo consumor. Mein Klang wird wohl von mir gehört, ich aber werd dadurch verzehrt. Anno 1704.

Aus dem Feuer bin ich geflossen
Johann Martin Dietz hat mich gegossen
Johann Martin Dietz(in schwäbisch Hall).

Die kleine: anno 1650.

Sub comite Henrico dicto cognomine Friedrich
Pax amissa diu floruit. F. C. G. J. E.
Non fugat haec campana tonitrua sed quos
Excitat, horum audit vota precesque Deus.

Früher war der Gottesacker bei der Kirche, jedenfalls noch 1520, W. F. 6, 210. Jetzt ist er außerhalb der Stadt auf dem Weg nach Criesbach bei der St. Annakapelle, die ursprünglich nur eine Feldkapelle gewesen zu sein scheint. Sie ist in spätgothischem Stil gebaut und stammt aus dem Jahr 1518, der Sage nach von einer frommen Weingärtnersfrau gestiftet. Auf dem Westgiebel ist ein Kreuz eingemauert, auf welchem ein Winzermesser ausgehauen, wahrscheinlich ein Sühnekreuz für einen Weingärtner. Der südliche Eingang in die Kapelle wurde zugemauert, über dem Westportal eine Inschrift: Anno dni MVCXVIII uff denstag (schwach, aber sicher lesbar) petri pauli wart d’erst steyn g(gelegt).

Das Chorgewölbe ist ausgebrochen, nur die Konsolen sind noch sichtbar. Auf dem kleinen schiefergedeckten Dachreiter hängt eine Glocke von Lösch in Morsbach.

Von den Grabsteinen auf dem Gottesacker ist zu bemerken der des Sebastian v. Morstein, † 26. März 1611, und der des Ferd. Fr. Schuppart, Stadtschreibers und nachherigen Amtskellers, † 25. März 1738, welcher 3000 fl. für Witwen und Waisen gestiftet.

Das Stadtpfarrhaus, ein wohlunterhaltenes, sonniges Gebäude an der Hauptstraße unweit der Kirche, war ursprünglich ein Privathaus und wurde 1574 für seinen jetzigen Zweck von einem Bürger erworben. Es ist vom Staat zu unterhalten.

Das Rathhaus, an der Kreuzung der beiden Hauptstraßen der Altstadt, wurde 1854 neu erbaut. Die Glasgemälde im

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 598. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_598.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)