Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 585.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wurde dieselbe 1861 von 3 Jesuitenpatern, das zweitemal 1878 von 3 Weltpriestern gehalten.


Alterthümer. Nach dem Lagerbuch der Herrschaft Jagstberg von 1593 sollen auf der Markung Jagstberg folgende Orte abgegangen sein: Arnoldshausen, Carletzhausen, Lynenberg, Seidelbrunn oder Weidelbronn, Taigelbronn, von denen Teigelbronn nicht sicher nachgewiesen werden kann. Es findet sich bei Hohenroth die Flur Weiler und bei der Haderhecke die Flur Höfle, wo ein Hof Horb gestanden (Jagstb. Lagerb.), von den übrigen siehe unten. Im Wald „Grund“ befindet sich ein altgermanischer Grabhügel. Auf Seidelklinger Markung gibt es Streitäcker und Streitwiesen. Von der Flur Marter oder Martery erzählt die Sage, daß dort ein Gefecht stattgefunden haben soll. Von der Haderhecke beim Ottenhag aber, daß dort eine Frau von dem abgeg. Ort Wall- oder Wollbrunnen die andere mit einer Schore (Spaten) todt geschlagen habe. Von Flurnamen sind zu bemerken: vordere und hintere Birk, Benzeichen, Etz, Gefüll, Gaislehle, Dazenäcker, Kehräcker, Rösengrund. Die Kapelläcker gehörten der früheren Kapelle in Jagstberg.

In der Jagst fand man öfters Pfeilspitzen und Hufeisen, letztere zum Theil sehr klein, auch im Ottenhag. In Jagstberg trifft man noch große Steinkugeln, welche zur Vertheidigung der Stadt dienten; zwei solche sind auch in die St. Annakapelle in Mulfingen eingemauert. An der Hauptstraße des Ortes sieht man an einer Scheune einen Grabstein von 1631. Auf dem freien Platz hinter dem Gottesacker vor dem Ort stand früher eine große Linde, unter welcher das Centgericht gehalten wurde, das in Jagstberg seinen Sitz hatte. Der Centgraf wohnte jedoch in Mulfingen. Der Galgen stand jenseits der Klinge auf dem Galgenberg Mulf. Markg.

Auf diesem oder unterhalb in der Klinge soll entweder ein Schloß, die Urenburg, oder ein Kloster gestanden sein, das die Sage bald mit Templern, welche auch das Schloß gebaut haben sollen, bald mit Kapuzinern oder Nonnen bevölkert. Von demselben soll ein Gang auf die Burg und das Rathhaus geführt haben, ja sogar unter der Jagst durch nach Mulfingen zur Kirche. Ein Stück eines Ganges, der aber wahrscheinlich mit zu den Befestigungswerken gehörte, wurde zu Anfang des Jahrhunderts bei einem Hausbau entdeckt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 585. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_585.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)