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24. Jagstberg,
Gemeinde III. Kl., mit 573 Einw. a) Jagstberg mit Hoffeld, Pfarrdorf, 324 Einw., worunter 4 Ev., Fil. von Buchenbach; b) Hohenroth, Weiler, 145 Einw., worunter 3 Ev.; c) Railhof, Hof, 8 ev. Einw.; d) Seidelklingen, Weiler, 96 Einw., worunter 1 Ev.

Auf einem schmalen Höhenrücken, der einer Landzunge gleicht und nur auf der Südseite mit dem etwas höheren Höhenzug zwischen Kocher und Jagst verbunden ist, während er nach drei Seiten steil abfällt, nach Osten ins Jagstthal, nach Norden und Westen in eine tiefe Klinge, die zu Regenzeiten von einem rasch anschwellenden Bache unter Wasser gesetzt wird, liegt stolz und kühn das ehemalige Städtchen Jagstberg mit seiner Kirche und Pfarrhaus und den Trümmern seiner einstigen Burg.

So ansehnlich sich jedoch Jagstberg vom Jagstthal aus, besonders von dem im Thal liegenden Mulfingen aus darstellt, so wenig entspricht der Ort selbst den Begriffen einer alten „Stadt“. Der untere Theil des Orts hängt am nördlichen Steilabfall des Höhenrückens, als wollte er in die Klinge stürzen und würde nur von dem noch guterhaltenen starken untern Thor und den Mauern festgehalten. Die Straßen sind steil, enge und wenig reinlich, die Häuser dicht aneinander gedrängt, unter ihnen einige stattlichere. Die Ortsstraßen, welche früher gepflastert waren, sind jetzt chaussirt, mit Kandeln versehen und im allgemeinen in gutem Zustand. Die alten Mauern, welche einst die Stadt umgaben, sind theilweise noch gut erhalten, von den beiden Thoren, dem untern gegen Norden und dem oberen gegen Süden, ist das untere noch erkennbar und davor der Graben, über den jetzt eine stehende Brücke, früher eine Zugbrücke, führt. War das untere Thor nur mit einem Thurm gewehrt, so hatte das 1823 abgebrochene obere Thor zwei Thürme. Auf beiden Thoren war ein „Thorwart“ (in den Kirchenbüchern öfters „Durbert“ genannt). An die Thore erinnert noch der Hausname Thormichel.

Bei der hohen Lage des Orts ist das Klima etwas rauher als im Thal und windig. Frühlingsfröste sind häufig, kalte Nebel seltener. Hagelschlag ist sehr selten, traf aber die Markung 1873 am 12. Juli sehr hart.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite B 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_580.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)